Sonntagsbrief zum 19. Sonntag im Jahreskreis, 7. August 2016

6. August 2016 von Georg Mollberg

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (Antoine des St. Exypéry)

Strommessgerät, © Sigrid GrabmeierGottvertrauen aber ist: Grundlage dessen, was Menschen hoffen, und Beweis von Dingen, die Menschen nicht sehen. Denn für dieses Gottvertrauen wurden die Alten gerühmt.

Im Vertrauen auf Gott ging Abraham folgsam in ein Land, das er erben sollte, und brach auf, ohne zu wissen, wohin er käme. Durch sein Gottvertrauen siedelte er sich im versprochenen Land an und wohnte wie in der Fremde in Zelten mit Isaak und Jakob, die wie er Erben des Versprechens waren. Abraham erwartete eine gut befestigte Stadt, von Gott gebaut und errichtet. Durch ihr Gottvertrauen konnte selbst die unfruchtbare Sara trotz ihres Alters Nachkommen zeugen, weil sie die Lebendige für zuverlässig hielt, die es versprochen hat. Darum stammen auch alle Menschen von einem einzigen Menschen ab, der in Bezug auf die Zeugungsfähigkeit schon tot war, unzählbar wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres. Diese alle sind im Vertrauen auf Gott gestorben und haben das von Gott Versprochene nicht erhalten, sondern haben es nur von ferne gesehen, gegrüßt und bekannt, dass sie Fremde und Asylantinnen auf der Erde sind. Die so reden, zeigen an, dass sie eine Heimat suchen. Wenn sie das Land im Sinn gehabt hätten, aus dem sie weggegangen sind, so hätten sie Zeit gehabt, zurückzukehren. Aber sie streben nach einer besseren, himmlischen Heimat. Darum schämt sich Gott ihrer nicht; sie schämt sich nicht, ihr Gott genannt zu werden. Gott hat ihnen eine Stadt bereitgestellt.

Heb 11,1-2; 8-19
Bibel in gerechter Sprache

Im Vertrauen auf Gott hat Abraham den Isaak zur Opferung dargeboten, als er auf die Probe gestellt wurde. Er brachte den einzigen Sohn dar, der folgendes Versprechen bekommen hatte, indem zu ihm gesagt wurde: »Durch Isaak werden dir Nachkommen berufen werden.« Abraham dachte, dass Gott Menschen auch von den Toten auferwecken kann. Deshalb hat er auch Isaak zur Veranschaulichung der Auferweckung zurückbekommen.

Nach einem Vortrag über das Verhältnis von Raum und Zeit sagte ein Zuhörer zu Albert Einstein: Nach meinem gesunden Menschenverstand kann es nur das geben, was man sehen und überprüfen kann!“ Einstein lächelte und antwortete: „Dann kommen Sie doch bitte mal nach vorne und legen ihren gesunden Menschenverstand hier auf den Tisch.“

Heute weiß jeder, es gibt Dinge, die unsichtbar, trotzdem wissenschaftlich erklärbar sichtbar sind. Man braucht nicht Elektriker zu sein, um an den elektrischen Strom zu glauben. Unangenehm bei persönlichem Kontakt, glaubt  jeder Mensch in der zivilisierten Welt an die Existenz dieser unsichtbaren „Energie“.

Nach Tschernobyl durften unsre Kinder nicht im Sandkasten spielen. Geschmeckt, gefühlt oder gesehen hat man nichts, dass Radioaktivität existierte, davon zeugt das Leid vieler Betroffener. Nur Messgeräte können unsichtbare „Energien“ anzeigen.

Lässt Gott, der Unsichtbare, sich messen? Wenn überhaupt, können wir nur im Glauben etwas wissen.

Glauben an einen Menschen meint ja, sich einem anderen ganz anvertrauen und ihm gerade dadurch zu erkennen geben, dass  man zu ihm steht. Dass uns jemand von Herzen liebt, können wir ja nur glauben, darauf können wir nur vertrauen. Analysen und Experimente helfen hier nicht weiter. Also bleibt selbst die Liebe ein Wagnis und ist nur im Vertrauen auf den anderen zu leben. Ähnlich ist es mit der Frage: Was geschieht mit uns im Tode? Wir können nur glauben und darauf vertrauen, dass gerade im Tode das Geheimnis des Lebens verborgen ist.

In diesem Urvertrauen vermögen wir uns Gott zu nähern, uns ihm glaubend anzuvertrauen,  wie ein Geliebter sich vorbehaltlos seiner Geliebten überlässt. Kann Paulus helfen? Den Hebräern empfiehlt er: Glaube sei Feststehen in dem, was man erhofft. Überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht!

Die Wirkung  eines solchen Glaubens kann jedoch sichtbar werden – zum Beispiel am Verhalten des Glaubenden seinen Mitmenschen gegenüber. Ein in die Praxis umgesetzter Glaube ist gemeint, einer, an dem mein Nächster mich als Kind Gottes erkennen kann. Praktisch gelebt, wird er uns freimütig von Gottes und der Menschen Gerechtigkeit und Liebe reden lassen. Dogmen, Kirchenrecht und -gebote sind als Leitplanken nutzbar. Vertrauen aber, aus dem Glaube wächst, kommt dagegen aus tiefstem Herzen, braucht zum Verstehen nur wenige Worte und Bilder. Wer ist  mein Nächster? Jesu Antwort im Bild vom Samariter erklärt es. Das versteht jeder ohne Worte.

Georg Mollberg

Bildnachweis: Strommessgerät, © Sigrid Grabmeier

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