Sonntagsbrief zum 20. Sonntag im Jahreskreis, 14. August 2016

13. August 2016 von Georg Mollberg

Jesu Feuerbotschaft spaltet

Freudenfeuer, Mittsommer © Malene ThyssenIch bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!  Ich muss mit einer Taufe getauft werden und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.

Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

Lukas 12,49-53
Einheitsübersetzung

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.“

Jemand, der zur Spaltung unter den Menschen aufruft - Matthäus (Mt 10,34) lässt Jesus gar zum Schwert greifen: Kann der Gutes im Schilde führen? Der gleiche Jesus preist an anderer Stelle die selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. War Jesus ein Provokateur, sollte man ihn gar einen Diabolos nennen dürfen, was wörtlich „Durcheinanderwirbeler“ bedeutet?

Am Ölberg schlägt Petrus dem Knecht des Hohen Priesters ein Ohr ab. Freut Jesus sich über diese verquere Rettungsidee? Nein, im Gegenteil. „Steck dein Schwert zurück“, sagt er, „denn alle, die zum Schwert greifen, werden durchs Schwert umkommen.“ Gewalt ist offenbar nicht die Methode, göttliche Liebesbotschaften unter das Volk zu bringen.

Das Christentum ist von der Anlage her ja keine kriegerische Religion. Wer glaubte und glaubt, dass Menschen mit Waffengewalt, Unterdrückung und Demütigung bekehrt werden sollten, lag und liegt außerhalb göttlichen Liebesdenkens. Aber was versteckt sich hinter der martialischen Aussage von Feuer und Schwert? Jesus weiß, provozieren rüttelt auf. Die Menschen sollen klar Stellung beziehen: Ihr wollt Frieden? Dann handelt auch danach!

Krieg beginnt im kleinsten Kreis, in der Familie. Sie ist Jesu Paradebeispiel, das jeder versteht. Alltag auch heute: Die Eltern glauben noch, die Kinder nicht mehr. Zwei stehen auf und gehen mit Jesus davon, zwei bleiben sitzen.

Mit einem Mal läuft ein Riss durch die Familie! Vorher waren sie sich alle mehr oder weniger einig. Man hatte Frieden untereinander. Doch da kommt dieser Jesus mit einer Friedensbotschaft, die einiges an Engagement verlangt, und der Zwiespalt ist da! Käme Jesus mit seinem Frieden in eine friedliche Welt, dann wäre alles von vorneherein in Butter. Unsere Welt ist aber durchsetzt von Streit, Hass, Immermehrhabenwollen und Macht besitzen zu müssen.

Als Christen dürften wir, auch in der Kirche, nicht um des lieben Friedens willen auf klare Stellungnahmen zu Jesu Kernbotschaft verzichten: Gott lieben und den Nächsten wie uns selbst. Das Feuer der Leidenschaft für die Liebesbotschaft des Rabbis aus Nazareth wird uns läutern, es wird uns sicher von Mitmenschen abspalten, auch Feinde bescheren, aber uns anspornen, die Wahrheit der Frohbotschaft selbstbewusst zu verkünden!

Georg Mollberg, Diakon

Bildnachweis: Freudenfeuer, Mittsommer © Malene Thyssen, http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Malene

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