Sonntagsbrief zum 18. Sonntag im Jahreskreis, 4..August 2019

2. August 2019 von Cristy Orzechowski

Un-ENDLICHKEIT

©Cristy Orzechowski

(des Menschen Leben)
Am Morgen blüht es und wächst empor,
am Abend welkt es und verdorrt.

Lehre uns, unsere Tage zu zählen,
damit wir ein weises Herz erlangen.

Sättige uns am Morgen mit deiner Freundlichkeit,
dass wir vor Freude in die Luft springen,
fröhlich sind an allen unseren Tagen.

Psalm 90, 6; 12; 14

Bibel in gerechter Sprache

 

Es sprach aber einer aus seinem Volk: „Lehrer, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen!“ Er sagte zu ihm: „Mensch, wer hat mich zum Richter und Erbteiler über euch eingesetzt?“ Darauf sagte er zu ihnen: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier. Denn ihr lebt nicht davon, dass ihr viele Güter besitzt.“ Er gab ihnen einen Vergleich: „Das Land eines reichen Mannes hatte gut getragen. Und er dachte bei sich: ´Was soll ich machen? Ich habe nichts, wo ich meine Früchte anhäufen könnte.` Und er sagte: ´Ich will es so machen: 

Ich werde meine Scheunen abbrechen und größere bauen und dort all mein Getreide und meine Güter anhäufen. Und dann werde ich zu mir sagen können: Mensch, du hast viele Güter daliegen; auf viele Jahre hin. Ruh dich aus, iss, trink und sei fröhlich.` Gott aber sagte zu ihm: ´Du Narr, in dieser Nacht verlangen sie dein Leben von dir. Und wem wird dann das gehören, was du bereitgelegt hast?` So frage ich dich, ist, wer Schätze für sich anhäuft, auch reich im Hinblick auf Gott?“

Lk12,13-21 Bibel in gerechter Sprache

 

Un-ENDLICHKEIT

NEUERDINGS

Das Alte
und das Immer-Schon.
Das Ungenügende
und das Noch-Nicht.
Das Vermoderte
und das „Wie-gehabt“
können das
Unverhoffte
nicht
aus unserem Leben
streichen,
welches gebären wird
das: NEUERDINGS

 

Vor kurzem, auf einem geistlichem Wandertag, erlebte ich mich sehr als Endliche. -Rein kräftemäßig kam ich ins Schnaufen, ans Ende meiner Reserven…  Ich konnte den Gedanken in mir nachgehen: Ach ja, was wollte ich früher `die Welt verändern´ und nun sehe ich, dass ich ENDLICH bin. Und diese Endlichkeit weist direkt in die Unendlichkeit hinein…Sie deutet das Jetzt meines Lebens—Es gibt nur ein jeweiliges jetzt… und die Eindeutung in Sinn und Ewigkeit geht nur über die Spur: Geheimnis!

Welches Stückwerk, welches Mosaik-Teilchen, welches `Molekülchen´ in der Weltgeschichte ist uns übertragen, mitzugestalten? Auf Licht hin, auf Nachhaltigkeit, auf Ewigkeit hin zu entwickeln? – Setzen wir uns ein, als verortet in der Ewigkeit, welche in unserer Endlichkeit ihren Anfang nimmt? – Haben wir die „Sölle-Träne“ in diesem Sinne lebendig in unser Lebens-Zeitfenster eingeweint? (Gib mir die Gabe der Tränen Gott.) „Live for future“…haben wir das hergeschenkt?

Es gibt nichts Neues… alles war schon da und vergeht auch wieder, so hören wir heute aus den Texten. Doch ich habe mich entdeckt und will mich täglich neu entdecken als die der Ewigkeit Zugeordnete, will Ewigkeit in meine Endlichkeit hineinbuchstabieren, will kapieren, dass meine und niemandes Endlichkeit das Ende ist. Alle Endlichkeit ist, ins JETZT hinein zu leben. Von dorther gibt es die Brücke zur Ewigkeit: Es ist das JETZT…, mein jeweiliges JETZT…, welches mich dem Geheimnis meines Lebens näher bringt.

Der Reichtum meines Geistes kann auf die Neuigkeit stoßen. Die große lebbare Neuigkeit ist: den Neuen Menschen anzuziehen (Kol 3,10), der vor „Freude springen und tanzen kann“. Das ist SEIN GEBET; ein Mensch der die Schimpfworte verlernen kann und die schimpflichen Taten beenden kann, die sich vor unseren Augen begeben.

Die neue Art

Jesu nachzufolgen
ist:
alle Armen
dieser Welt
vorangehen zu lassen.
Bahnbrechend
und

vorauseilend
werden sie sich
der
nachkommenden
Auferstehungskraft
anpassen.

Und wir früher
so voreiligen Helfer
werden begreifen:
wir kommen nicht
weiter und schneller voran
als die Schwächsten.

Cristy Orzechowski

Gedichte auch: Seine kleine Gegenwart, © Cristy Orzechowski

Bild: aus der Gemeinde Santiago di Pupuja, Peru, wo die Autorin 30 Jahre als Gemeindeleiterin lebte.

"Die große lebbare Neuigkeit ist: den Neuen Menschen anzuziehen, der vor Freude springen und tanzen kann.., Das ist SEIN GEBET…"

 

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