Sonntagsbrief zum Fest Verklärung des Herrn, 7. August 2022

5. August 2022 von Georg Mollberg

Erlösung? Verwandlung? Verklärung?

Es geschah aber: Etwa acht Tage nach diesen Worten nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Und es geschah, als diese sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie aber fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten. Da erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Während die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem von dem, was sie gesehen hatten.

Lk 9,28–36  Einheitsübersetzung 

 

Erlösung? Verwandlung? Verklärung? 

 

Wenn einer mit mir gehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach! Etwa 8 Tage, nachdem Jesus die Jüngerinnen und Jünger mit seinem Extremprogramm auf das εὐαγγέλιον, die gute Nachricht, eingeschworen hatte, nahm er Petrus, Johannes und Jakobus zum Beten mit auf einen Berg. Er wusste um den Wert der Stille, die Berge und Wüsten abseits vom Trubel der Menschen und dem Lärm der Städte bieten, um mit Gottes Geist in Kontakt zu kommen, vielleicht sogar seine Stimme zu hören. 

 

Während er betete, habe sich sein Gesicht total verändert und sein Gewand sei leuchtend weiß geworden, erzählt Lukas. Dann seien die Alttestamentler Mose und Elija “in Herrlichkeit” erschienen. Sie hätten mit Jesus gesprochen und von dessen baldigem Ende in Jerusalem gewusst. Plötzlich habe eine Wolke sie alle eingehüllt. Für einen Augenblick hätten die drei Auserwählten so teilnehmen können an der “Herrlichkeit des Himmels”! 

 

Torakundige wissen von Gottesanwesenheit in der Wolke: “Dieser ist mein auserwählter Sohn; auf ihn sollt ihr hören!“ Der Satz öffnete den Aposteln die Glaubenstüre: Jesus ist der Messias, Gottes Sohn. Seine Worte sind wahr, seine Taten Gottes Taten. Und Jesus selbst sah sich nun mit göttlicher Macht beauftragt: Wer mich hört, hört den Vater! 

 

Welche Freude und Herrlichkeit, welch himmlischer Zustand, zeitlos, jenseits der geschaffenen Welt auf sie wartet, das sollten die Jünger erfahren. Deshalb wurde ihnen für einen Augenaufschlag gewährt, Jesus als den verklärten Auferstandenen sicht – und hörbar zu erfahren. Nach dem Blick ins Alte Testament steigt er mit den Dreien wieder den Berg hinab. Sie kehren in den Alltag Jerusalems zurück, wo geschieht, was in der Verklärung oben schon zur Sprache kam: Ihr Rabbi, Lehrer und Freund wird wie ein Verbrecher am Schandkreuz hingerichtet. 

 

Erlösung?

Verwandlung?

Verklärung?

 

5o Tage nach der Ermordung ihres Freundes und Lehrers, waren seine mit heiligem Geist gestärkten Anhäger am Pfingsttag die Augen geöffnet worden. Aus Angst, wie Jesus getötet zu werden, hatten sie sich eingeschlossen. Befreit von aller Verfolgungsnot stürmten sie nun auf die Straßen und Plätze und riefen Gottes große Taten ausgehend vom Todesschatten hinein in die Verklärung himmlicher Herrlichkeit mit unbändiger Freude in die Welt hinaus. 

 

Bis heute erinnert die Kirche an den offenen Gräbern unserer lieben Verstorbenen tröstend an diesen Wandlungsprozess aus der irdischen in die ewige verklärte Wirklichkeit: Unsern Verstorbenen wird das Leben gewandelt, nicht genommen!

 

Mit unvoreingenommener Liebe jedem Mitmenschen zu begegnen, ihn zu verwandeln, diesen göttlichen Kerngedanken führt Jesus vor dem letzten Abendmahl noch einmal im Beispiel des Dienens vor. Er wäscht seinen Jüngern die Füße: Ich, euer Meister, habe euch ein Beispiel gegeben, tut auch ihr so!

Das Beste daran ist, Jesus kommt ganz ohne menschengemachte religiöse Gesetze aus. 

 

In dem Punkt sind monarchistisch geprägte Kirchenvertreter deutlich aus der Art geschlagen. Niedere, allzu menschliche Machtinstinkte befriedigend, „Ich bin der Priester!“ zementierten sie über Jahrhunderte menschenunwürdige Passagen in Dogmen und Kirchenrechten hinein, die besonders Frauen ausgrenzen. Mit der Frohen Botschaft des verklärten Herrn lassen sich Alleinherrschaft, Ausgrenzung und Missachtung derer, die doch Gott selbst seine Kinder nennt, niemals vereinbaren. Umkehr und Wandlung, Einkehr und Schweigen, sich hinunter bücken zu den Mitmenschen auf Augenhöhe – so geht bedingungslose Liebe unseres Gottes, eines Wesens mit mütterlichem Herzen! 

 

„Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist ein rotes Tuch für alle deutschen Reformkatholiken” Mit diesem Aufschlagsatz startete Christoph Driessen, Journalist der Koblenzer Rhein-Zeitung, am Montag, dem 1. August 2022 einen Report über den gebürtigen Mainzer und heutigen Römer, wie Müller sich selbst sieht. Driesen zitiert darin den ehemaligen Präfekten der römischen Glaubenskongregration: “Die Botschaft Jesu ist das Beste was es gibt! Warum sollte man da irgendwelche Anpassungen vornehmen?” 

 

Davon sind Christinnen und Christen, die das leben, was Jesu uns im Abendmahlssaal noch einmal demonstriert hatte, überzeugt. Leider hält der Kardinal jedoch weiter 1 zu 1 an längst erstarrter römischen Dogmatik und Kirchenrecht fest. Wie sonst ist das öffentliche “Bekenntnis” zu deuten, wenn der Bekennende ἐπίσκοπος, seinen wie er mit hl. Geist getauften Mitschwestern und Mitbrüder den Einsatz beim Katholikentag in Regensburg verwehrt und sie, unfassbar, in der Presse als Parasiten bezeichnet?

 

Indem sie uns jeden Aschermittwoch Einsicht und Umkehr ans Herz legt, bekennt und erklärt die römische Kirche selbst immer neu, allein samaritanisch Handeln führe zum Kern der Liebesbotschaft!


Petrus, Johannes und Jakobus jedenfalls war auf dem Berg klar worden, was sie drei Jahre lang hautnah miterlebt und inhaliert hatten. Sie hatten sich entschieden! Wenn einer mit mir gehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach! 

Ein schwerer Satz! 

Mir hilft, zu tun, was mir heute möglich ist! Das befreit mich von dem Zwang, auch noch Dinge tun zu müssen, die nicht in meiner Macht stehen! Was daraus wird, ist allein Gottes Sache, der auch meine kleinste Münze in Herrlichkeit verwandeln wird. 

G. Mollberg
Diakon

 

Kirchliche Reformgruppen, Betroffeneninitiativen sowie katholische Verbände und Initiativen  treffen sich am Samstag 24. und Sonntag 25. September 2022 in Köln bei einer

KirchenVolksKonferenz

„Wir gehen schon mal voran – für eine synodale Kirche der Zukunft“  

 und laden auch alle Interessierten und Engagierten aus nah und fern herzlich dazu ein.  

 

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