Sonntagsbrief zum 18. Sonntag im Jahreskreis, 31. Juli 2016

30. Juli 2016 von Cristy Orzechowski

Auch uns haben die Ereignisse der vergangenen Tage betroffen gemacht. Mit einem "Gebet in den Tagen des Terrors" halten wir inne im Gedenken an die Opfer und im Bewusstsein unserer eigenen Ohnmacht bekennen wir unsere Unzulänglichkeit.

Windhauch

Bildnachweis: Bücherregal, © Sigrid GrabmeierAlles ist häwäl: Alles ist nichts!
Denn was bleibt den Menschen von all ihrer Mühe und vom Streben ihres Herzens, womit sie sich unter der Sonne abgemüht haben?

Koh 1,2; 2,22
Bibel in gerechter Sprache

Es sprach aber einer aus seinem Volk: „Lehrer, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen!“ Er sagte zu ihm: „Mensch, wer hat mich zum Richter und Erbteiler über euch eingesetzt?“ Darauf sagte er zu ihnen: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier. Denn ihr lebt nicht davon, dass ihr viele Güter besitzt.“ Er sagte ein Gleichnis zu ihnen: „Das Land eines reichen Mannes hatte gut getragen. Und er dachte bei sich: ´Was soll ich machen? Ich habe nichts, wo ich meine Früchte anhäufen könnte.` Und er sagte: ´Ich will es so machen: Ich werde meine Scheunen abbrechen und größere bauen und dort all mein Getreide und meine Güter anhäufen. Und dann werde ich zu mir sagen können: Mensch, du hast viele Güter daliegen; auf viele Jahre hin. Ruh dich aus, iss, trink und sei fröhlich!` Gott aber sagte zu ihm: ´Du Narr, in dieser Nacht verlangen sie dein Leben von dir. Und wem wird dann das gehören, was du bereitgelegt hast?` So wird es denen ergehen, die Schätze für sich selbst anhäufen und nicht reich sind im Hinblick auf Gott.“

Lk 12,13-21
Bibel in gerechter Sprache

Bei einem Telefongespräch dieser Tage, sagte meine Gesprächspartnerin… Oh geht’s Dir gut! Meine Antwort: „Ja, danke, dass Du mich daran erinnerst…“

Die heutigen Schrift-Texte führen uns sehr herausfordernd mitten in unser ´Gutes Leben`. -- Es ist wahr, wir betrachten nur selten in freudiger Stimmung das was in seinem WERT bleibt…, was uns wirklich reich macht! Vielmehr drängen die Sorgen bis in unsere Nachtruhe hinein, nicht nur um materielle Güter, auch um Ideen, Gedanken, die wir speichern, anlegen: Texte, Bilder, die wir kreieren.

IAll unsere Güter rufen nach Vorratsplätzen, und dennoch es ist nichts festzuhalten, auch Bücherregale nicht.

Ich sammle und archiviere Artikel, Vorträge, eigene und fremde :
Doch eines Tages kommt die Stunde des Loslassens. – Ich kann es vorher üben, damit ich nicht als Beraubte von dieser Welt gehe…, in eine andere Lebens-Art hinein.

…Alles ist Nichts…´häwäl` oder auch: ´WINDHAUCH`…, wie es in manchen Übersetzungen heißt, nicht zu halten, absolut vergänglich!

Es empfiehlt sich, dass wir federleicht werden---, damit wir zur Ruhe kommen, am Tage und in der Nacht….; dass unsere Kümmernis um Vorratsplätze versiegen kann; und unser „in Christus verborgenes Leben“ wieder seine strahlende Verlockung auf uns ausübt…

Nun, in diese Gedanken hinein stelle ich mir und Euch/Ihnen wieder einige >Wort-Bilder, aus meinen Erfahrungen, die dazu angetan sind…, uns von der Hab-Gier ab- und wegzulenken.


VON MAHL ZU MAHL
I.
In Tuchfühlung mit Pacha-Mama
feiern wir Campesinos das Mahl
und teilen die Früchte der Erde.
Wir reichen herum den Krug der Freude
und erwarten den Segen des Ältesten,
um einzusammeln
die Geschenke der Erde
und ihres Schöpfers.

II.
An langen Tischen steht man,
nippend an Kristallgläsern;
mit Silberbesteck fischt man
Leckerbissen von überquellenden Platten.
Nachdem man sich den Mund in Damast putzte
stellen die Diener die Reste,
die Tafel der Armen,
in Tonnen und Kübeln nach draußen.

So trennt uns
von Mahl zu Mahl
mehr.

UNSERE ZEIT IN GOTTES HAND
I.
Lebe vom Tod her
und das Geld wird wieder Geld sein
die Nahrung , Nahrung
die Möbel, Möbel
die Arbeit, Arbeit…
die Zeit aber Geschenk.

Die um uns
aufgestellten „Güter-Götter“
werden verschämt sich verwinzigen  
vor dem Guten Gott
der uns täglich darbringt:
die sich öffnende
Blütengeladene Knospe
mit ihren
Lebenssamen gespickten Kelchen.

II.
Summende Bienen,
sich sanft wölbende Bläue,
rauschende grünseidene Blätterkleider,
nicht zu übertreffendes Sternenkreuz
an schwarzem Kuppelzelt.!!!
Der sich verbeugende Mensch,
im leisen Lob an das Leben
begreift
dass all dies
von IHM
bis zum Ende gedacht war
und nimmt Abschied
vom Leben auf Erden.

Eine schönen Sonntag und gute Woche
Cristy Orzechowski

© Texte Cristy Orzechowski: „Weihe und Segen der Gewaltlosen“: Von Mahl zu Mahl S.57; Unsere Zeit in Gottes Hand S.22
Bildnachweis: Bücherregal, © Sigrid Grabmeier

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