Sonntagsbrief zum 18. Sonntag im Jahreskreis, 2. August 2015

1. August 2015 von Cristy Orzechowski

Sonntagsbrief zum 18. Sonntag im Jahreskreis

Wieder murrte die ganze Gemeinschaft Israel gegen Mose und Aaron dort in der Wüste. Sie sagten zu den beiden: »Er hätte uns doch auch in Ägypten töten können; da saßen wir bei vollen Fleischtöpfen und hatten genug Brot zu essen. Aber ihr habt uns hierher in diese Wüste geführt, damit die ganze Gemeinde verhungert.« Sie sprach daraufhin zu Mose: »Pass auf, ich lasse euch Speise vom Himmel regnen. Die Leute sollen Tag für Tag hinausgehen und sie einsammeln. Ich werde prüfen, ob sie sich an meine Weisung halten oder nicht.«

Ex 16, 2-4.12-15
Bibel in gerechter Sprache

Dies also sage und bezeuge ich bei Gott, dass ihr euer Leben nicht mehr wie die Menschen aus den Völkern führen sollt, die in der Begrenztheit ihres Denkens leben. Deren Verstand ist umnachtet, sie sind entfremdet vom Leben Gottes, weil Unwissenheit bei ihnen wohnt und ihre Herzen verhärtet sind. Mutlos haben sie sich selbst der Hemmungslosigkeit ausgeliefert zu jeder unreinen Betätigung in Geldgier.

Ihr aber habt den Christus so nicht kennen gelernt, wenigstens wenn ihr ihn gehört habt und in ihm gelehrt worden seid, wie es Wahrheit ist in Jesus.

Ihr habt gelernt, den alten Menschen eures früheren Lebens, der entsprechend den betrügerischen Begierden zu Grunde geht, abzulegen euch aber in der Geistkraft eures Denkens zu erneuern und den neuen Menschen anzuziehen, der Gott entsprechend geschaffen wurde in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.

Eph 4, 17.20-24
Bibel in gerechter Sprache

Wenn ich diese beiden Texte in Verbindung miteinander lese, Mannah das vom Himmel fällt und den Neuen Menschen anziehen, fällt mir tatsächlich Papst Francisco ein… Seine uns gegebenen Denkanstöße zur Gerechtigkeit Wahrheit und Heiligkeit werden von den Einen begeistert und atemlos gehört und mit einem  jauchzenden Endlich! im Herzen aufgenommen; jedoch von Anderen als Chaos in der Kirche wahrgenommen und in offener oder versteckter Weise  angefeindet.

Die heute so glatt funktionierende Welt-Gesellschaft zeigt ihr elendes Gesicht, sie stellt sich unübersehbar in Szene mit dem Bild: Menschen, die ohne Unterlass essen, gedanken- und geistlos, in langen Schlafwagen-Ketten eingebettet und auf saftigen umzäunten Weiden, hartherzig am Blindenstock torkeln …. …
Die-mit-ihnen-leben, sehen sie nicht...

Das ist das BEGRENZTE DENKEN, welches Neue Worte und Visionen nur mit Vorwürfen und Miesepeterei assoziieren kann.

Da gilt es zu sehen und zu erinnern, auch heute bei der Flüchtlings-Situation so hautnah bei uns:  Die Weltgeschichte entfacht ihre Kräfte und Potentiale je neu in den Brot-und Hungergeschichten von Völkern und Gruppen: des Verteidigens, des Unrechts, wie auch des Rechtes. Darin  erkennen wir auch unser eigenes wahres Gesicht: in den  skandalösen gleichzeitigen Gegenwarten von Hunger, Sattheit und Gierigkeit von Menschen und Systemen, die aufgehört haben MIT-menschlich zu denken.

Die Sehnsucht nach den Fleischtöpfen entfremdet sich immer mehr zur Gier nach ihnen und dem Geld, wodurch sie erreichbar werden. Einfach im „Kaufland“ ohne Gottesgaben zu erflehen, zu bedanken und gerecht zu verteilen.
Die Vision von einer neuen Art zu speisen (z.B. nur einmal täglich zu sammeln…), wird in geistiger Umnachtung versenkt; zur Marsch-Hymne wird erhoben:

Kommet zuhauf ihr Güter und Brotzeiten… Macht und Besitztümer…

Die Kirche, als eucharistische Gemeinschaft, führt sich selbst zum Absurdum, wenn sie in dieser Frage keine einleuchtenden Antworten geben kann, sich mit der Spaltung ums Brot herum begnügt, weil sie es nicht schafft ... und vielleicht nicht versucht, sich als Gesamtgemeinschaft, aus ihrer Mutlosigkeit  zu entfesseln.

„Mutlos haben sie sich selbst der Hemmungslosigkeit ausgeliefert …“

Da tut es gut, abrahamitischen Gemeinschaften anzugehören…oder zu gründen, welche solch biblisch-reale Visionen vorbereitend leben.

Im Stile wie etwa die Emigranten im Geiste ...

WENN WIR NICHT WERDEN WIE DIE EMIGRANTEN

     Mit dem Kopf
               durch die Wand gehen
     Das bekannte Land
               keines Blickes mehr würdigen

                           es verlassen
                           wie ein Zeichen
                           für Aufbruch.

     Die verwunderten Zuschauer
               sehend machen,
               es ihnen zeigen
               wie wir etwas lassen müssen
               um aus dem Alltagstrott
               herauszufinden...

                                      Perforiert die Mauer
                                                  Eure Mauer
                                      die Euch heute auf
                                                  den Ohren
                                                  sitzen ließ

                                      und schon seit gestern
                                                  blindäugig
                                                  machte
                                      gegen euren Gott...

                                      Zieht aus
                                                  und Leine
                                      Wagt die Geste
                                                  des Emigranten
                                                  dann:
                                                  findet ihr nach Haus.

© Cristy Orzechowski : Kirchenbild mit uns. S. 64

Cristy Orzechowski

Zurück