Sonntagsbrief zum 17. Sonntag im Jahreskreis, 24. Juli 2016

23. Juli 2016 von Magnus Lux

Befreit zum Leben

Kreuzwegtafel von Günter Mauermann in der Katholischen Kirche Wunsiedel „Zu den zwölf ApostelnMitbegraben mit Christus in der Taufe seid ihr in ihm mit auferweckt durch das Vertrauen auf die Wirksamkeit Gottes. Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Auch euch, die ihr einst tot wart in den Übertretungen und der Unbeschnittenheit eures Körpers, hat Gott mit Christus zusammen lebendig gemacht und uns alle Übertretungen vergeben. Das gegen uns gerichtete Schriftstück mit den Verordnungen, die uns feindlich waren, hat Gott gelöscht und es, ans Kreuz genagelt, aus der Mitte getragen.

Kol 2, 12-14
Bibel in gerechter Sprache

Nächstes Jahr feiern wir 500 Jahre Reformation durch Martin Luther. Wir? Ja, wir! Es soll ein ökumenisches Fest werden, das uns in versöhnter Verschiedenheit wieder erkennen lässt, dass wir als Christinnen und Christen zusammengehören und aufgerufen sind, im Blick auf die Ursprünge die Botschaft des Evangeliums lebendig werden zu lassen.

Die Taufe, ursprünglich ein Untertauchen und Wiederauftauchen, ist uns wirksames Zeichen, dass wir mit Christus begraben und mit ihm auferweckt worden sind, dass wir den Tod hinter uns lassen und zum Leben befreit sind. Für viele nur schöne Worte, deren Inhalt sie nicht mehr recht nachvollziehen können. Was heißt hier Tod und Leben? Wer nur an sich denkt, nur sich gelten lässt, wer alles nur aus seinem Blickwinkel beurteilt und damit Andersdenkende verurteilt, der ist tot. Wer auf andere Menschen zugeht, wer sie in ihrem Anderssein ernstnimmt und sie bei aller Verschiedenheit als Schwestern und Brüder annimmt, der lebt. Wir verwenden eine ähnliche Redeweise auch heute noch, wenn wir sagen: „Du bist für mich gestorben!“ oder: „Durch dich kann ich wiederaufleben.“

In Kolossä hatte sich offenbar die Meinung durchgesetzt, zusätzlich zur Befreiung durch Christus sei das Einhalten bestimmter Regeln zur Rettung des Menschen nötig. Dem widerspricht Paulus. Aber ist sein Widerspruch bei uns angekommen? Wie viele Menschen meinen immer noch, altüberlieferte Formen und Formeln seien unabdingbar einzuhalten, wenn wir uns als katholisch bezeichnen wollen? Bischof Feige von Magdeburg hält es dagegen für notwendig, den „Glauben immer wieder zu übersetzen und verständlich zu machen“; beim Glauben gehe es nicht darum, „ein Museum zu hüten“, sondern „dem Leben zu dienen“.

Wer meint, nur durch Einhaltung altüberlieferter Regeln und Vorschriften zum Leben zu kommen, ist offenbar auf dem Holzweg. Wir führen nicht durch unser Handeln ein befreites Leben herbei, sondern wir sind durch das Vertrauen auf Gott befreit, befreit zum Leben. „Gehen wir auf Spurensuche: Wo in unserem Leben zeigt es sich, dass wir die Fesseln schon abgeworfen haben? Wo wird es spürbar, dass wir nach neuen Spielregeln spielen? Leben wir aus dem Vertrauen heraus, dass wir bereits Erlöste sind (wohl wissend, dass wir noch lange nicht am Ziel sind)?“ (Gaby Hüben-Rösch). Wie sagte Nietzsche? Erlöster müssten mir die Christen dreinschauen, dass ich an ihren Erlöser glauben könnte.

Magnus Lux

Kreuzwegtafel von Günter Mauermann in der Katholischen Kirche Wunsiedel „Zu den zwölf Aposteln" - © Sigrid Grabmeier

Zurück