Sonntagsbrief zum 16. Sonntag im Jahreskreis, 23. Juli 2017
19. Juli 2017 von Cristy Orzechowski
Erst die Zeit der Ernte wird die Stunde der Wahrheit sein
Er gab ihnen ein anderes Gleichnis zum Nachdenken: „Die Welt Gottes ist mit einer Person zu vergleichen, die guten Samen auf ihren Acker säte. Als die Menschen schliefen, kam aber ihr Feind oder ihre Feindin und säte Unkraut mitten in den Weizen und machte sich davon. Als aber die Saat wuchs und Frucht trug, da kam auch das Unkraut hervor. Da gingen die Sklavinnen und Sklaven zu ihrer Herrschaft und sprachen: `Mein Herr, hast du nicht guten Samen in deinen Acker gesät? Woher kommt nun das Unkraut?´ Diese aber sagte zu ihnen: `Eine feindselige Person hat das getan.´ Die Sklavinnen und Sklaven erwiderten: `Willst du nun, dass wir hingehen und es einsammeln Darauf antwortete die Herrschaft: `Nein, damit ihr nicht beim Sammeln des Unkrauts zugleich damit auch den Weizen ausreißt. Lasst beides zusammen wachsen bis zur Ernte. Und zur Zeit der Ernte werde ich den Erntearbeiterinnen und -arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bündelt es, um es zu verbrennen, den Weizen aber bringt in meine Scheune ein.´“
Ein weiteres Gleichnis gab er ihnen zum Nachdenken: „Die Welt Gottes ist mit einem Senfkorn zu vergleichen, das ein Mann in seinen Acker säte. Es ist kleiner als alle Samen, wenn es jedoch ausgewachsen ist, wird es die größte aller Gartenpflanzen. Es wird zu einem Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen wohnen.“
Er erzählte ihnen ein weiteres Gleichnis: „Die Welt Gottes ist mit Sauerteig zu vergleichen, den eine Frau nahm und in drei Sat Mehl verbarg, bis das ganze Mehl durchsäuert war.“ Dieses alles redete Jesus in Gleichnissen zur Volksmenge; und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen. Damit sollte erfüllt werden, was durch den Propheten gesagt wurde: Ich werde meinen Mund öffnen, um in Gleichnissen zu sprechen. Ich werde aussprechen, was von Anfang der Welt an verborgen da war.
Nun verließ er die Menschenmenge und ging ins Haus. Seine Jüngerinnen und Jünger kamen zu ihm und sagten: „Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut im Feld.“ Er antwortete: „Der den guten Samen sät, ist der kommende Mensch. Der Acker ist die Welt. Die guten Samen sind die Töchter und Söhne Gottes. Das Unkraut sind die Töchter und Söhne des Bösartigen. Denn die feindliche Person, die sie gesät hat, ist die teuflische Macht. Die Ernte ist das Ende der Weltzeit; die die Ernte einholen, sind die Engel. Wie nun das Unkraut eingesammelt und mit Feuer verbrannt wird, so wird es beim Ende der Weltzeit zugehen. Der kommende Mensch wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Königtum alles einsammeln, das zur Untreue Gott gegenüber verleitet, und die Menschen, die die °Tora übertreten haben. Und sie werden sie in den Feuerofen werfen. Dort werden sie klagen und vor Verzweiflung mit den Zähnen knirschen. Dann werden die Gerechten wie die Sonne leuchten in der Welt Gottes, der Vater und Mutter für sie ist. Die Ohren haben zu hören, sollen hören!“
Mt 13, 24-43 Bibel in gerechter Sprache
Weitere Texte: Röm 8, 26-27; Weish 12, 13.16-19; Psalm 86
Verwirrend viele Schrift-Texte im heutigen Lesezyklus…
Ich beschränke mich auf einen erkennbar roten Faden, der sich da hindurcharbeitet, und uns gerade Heute und Jetzt erreichen kann: Für mich geht es erkennbar um Liebe und Hoffnung…; das Bindeglied ist die Barmherzigkeit, nicht der eingeforderter Felsen-feste Glaube und entsprechende direkte, umgehende Bestrafung bei Nichtglauben.
Die Welt Gottes ist nach dem heutigen Evangelium mit einer Person zu vergleichen, die guten Samen auf ihren Acker sät. Doch gibt es Unbilden in der Welt. Unkraut-Liebhaber, die diese Saat missachten und ihr Wachstum verhindern wollen. Sie streuen in nächtlicher Aktion, ihren Hass, ihre nicht immer sofort erkennbaren Tricks aus. Sie schleifen ihre Gegenargumente schön und ansehnlich in die aktuelle Landschafts-Realität hinein; verteidigen ihre unveränderlich unbeugsamen Systemimmanenten Regeln---, sie verlangen nach Herrschaft und Aneignung über den Acker…, die Welt…, das Öko-Haus…
Das Motto, aus der Gottes-Erfahrung des Volkes, benennt Heilig-salomonisch-friedfertige Erinnerung: „lasst Beides gemeinsam wachsen…“ Erst die Zeit der Ernte, wird die Stunde der Wahrheit sein…Zwischendurch gibt es eine Zeit und einen Raum der Umkehr für einen jeden von uns, uns von unserer Schlechtigkeit abzuwenden, (Buch der Weisheit), Menschen-gemäßer Raum zum Denken und Nachdenken…
- über das Kleine, den Keim des Guten und seiner Wirkkraft,
- über die archaischen Kräfte in unserem verborgenen Inneren: die Lust an der Zerstörung und Eigenherrschaft…
Doch das SENFKORN, wie auch der SAUERTEIG - und die nährende Kraft des Ackers.., der `Pacha Mama´, `Mutter Erde´, haben ihre Eigendynamik, um aus unserem kleinen Tun die „Größte der Gartenpflanzen“ entstehen zu lassen.
Und: „Die Geistkraft selbst tritt für uns ein mit wortlosem Schreien“. - Ja sie schreit, wie sie auch singt, kreiert, träumt und Gerechtigkeit fest für möglich hält.Diese zarte und unbändige `Ruach´, auch lebendig in jedem von uns, wird unser Tun ergänzen, weil sie im Sinne Gottes für die heiligen Geschwister eintritt, deren Herzensanliegen Gott kennt. (Röm 8,26-27)
In diesem Sinne agieren wir HOFFNUNGSVOLL und ZUVERSICHTLICH als TÖCHTER und SÖHNE Gottes, wie wir auch aus heiliger Überlieferung unser Tun mit neuem Beten untermauern; in Richtung der Geisteskraft, die uns führt auf multiple Weise und wagen sogar ein direktes `Anrede-DU´: (Vgl. Buch der Weisheit und Psalm 86)
Ich erlaube mir, es auf meine Art auszudrücken, was der Schrei um heutige Gottesherrschaft in Milde und Geisteskraft meinen könnte: |
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Und ich schließe mit einem Text über unsere Sehnsucht, selbst Herrschaft auszurufen… |
AUFGEKLÄRTER SCHMERZ
Wir darben an der verweigerten Fülle des Lebens. Wie für immer verliert sich unser Blick im geschändeten Lilienstrauch Deiner Verheißung.
In der Steppe begegnen wir Dir, Du verborgener Gott. Dein Gesicht erscheint wie im Gespann mit der Öde der Knechtung.
Dein „Im-Mensch-Sein“ erkennend, berühren wir alle Tiefen des Lebens im Grunde der Armen
Auf der Sänfte des Geteilten Lebens trägst Du uns, den Schmerz aufklärend ins Glück, zu Dir in die Hoffnung an unsere kleine Gabe |
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ALL U N S E R TUN
Wenn Gott zur Nebensache wird, sehen wir auch Seine kleinste Saat unter uns stolz als den von uns bestellten Acker an.
Nachts, schlafen wir nicht mehr, weil alles, nur von uns abhängt.
Die Aufgabe der Welten Rettung ist brutal auf unsere Schultern geladen.
Wir verehren in weihrauchgeschwängerten Herzen das eigene Engagement,
seither kann Seine Größe und Weite nicht mehr ER-scheinen.
So zerstörten wir das göttlich-menschliche Gleichgewicht unserer Seelen und leugnen IHN und das Senfkorn das wachsen muss mit all UNSEREM TUN.
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Cristy Orzecowski.
(Gedichte aus: C.O. Unverfrorene Hoffnung S. 15—u. -S. 184)
Bild© Sigrid Grabmeier