Sonntagsbrief zum 16. Sonntag im Jahreskreis, 17. Juli 2016

16. Juli 2016 von Johannes Brinkmann

Fruchtbare Gastfreundschaft

Gastfreundschaft - © Hayat, s.LinkDa ließ sich ADONAJ vor ihm (Abraham) sehen, es war bei den Bäumen Mamres, als er gerade in der Glut des Tages am Eingang des Zeltes saß. Er hob seine Augen, schaute auf und siehe, drei Gestalten standen vor ihm. Er sah hin, lief ihnen vom Zelteingang aus entgegen, beugte sich bis zur Erde und sprach: „Meine Herrschaften, wenn ich bei dir Wohlwollen gefunden habe, dann geh doch bitte nicht an deinem Knecht vorbei. Erlaubt, dass etwas Wasser geholt wird, wascht euch die Füße und lagert euch unter den Baum. Ich will ein Stück Brot holen, dass ihr euer Herz erfrischt. Dann mögt ihr vorbeiziehen, denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen.“ Sie sagten: „Mach es nur so, wie du sagst.“ Da eilte Abraham zum Zelt, zu Sara, und rief: „Beeil dich, drei große Krüge Mehl, das feinste, knete Teig und mach Fladenbrot.“ Aber zu den Rindern rannte Abraham selbst, nahm ein Jungtier, zart und gut, gab es dem Burschen, der es eilends zubereitete. Dann nahm er dicke Milch und frische Milch und das junge Rind, das er bereitet hatte, und setzte es ihnen vor. Er bediente sie stehend unter dem Baum – und sie aßen. Dann sprachen sie zu ihm: „Wo ist deine Frau Sara?“ Und er: „Sieh da, im Zelt.“ Dann hieß es: „Ich komme ganz sicher zu dir zurück – zur Zeit, die das Leben braucht. Und siehe, dann hat Sara, deine Frau, einen Sohn.“

Gen 18, 1-10a
Bibel in gerechter Sprache

„Zum Glück hört der Geist nie mit seinem selbstoffenbarenden Reden auf, und dadurch klärt sich das Ergebnis allmählich. Im Laufe der Heilsgeschichte gewinnen wir langsam an Wahrheitsgehalt. Aber dieser Prozess geht nie zu Ende und bleibt immer offen für Verbesserung.“ So schreibt der Jesuit Roger Lenaers in seinem bemerkenswerten Buch „Der Traum des Nebukadnezar“ auf Seite 77 und erinnert uns so daran, dass die drei abrahamitischen Religionen Judentum, Islam und Christentum an den einen GOTT glauben, der sich in der Geschichte mit uns Menschen offenbart; und das mit dem klaren und eindeutigen Ziel des Heiles!

In dieser biblischen Erzählung aus dem Buch Genesis heute offenbart erst einmal der Mensch Abraham seine Gastfreundschaft gegenüber Fremden. Und dies führt dazu, dass diese ihm und seiner Frau Sara die Geburt eines Sohnes ankündigen.

Oh, das ist ja mal eine spektakuläre Offenbarung: die Ankündigung einer Geburt in einem Jahr. Da wird die Erfüllung einer tiefen Sehnsucht angekündigt. Da ist auf der einen Seite Abraham, der davon überzeugt ist, dass er einen leiblichen Sohn braucht, damit die Offenbarung GOTTES sich erfüllen konnte, dass nämlich er, Abraham, zum Stammvater vieler Völker werden würde, und auf der anderen Seite ist da seine kinderlose Frau Sara, die sich zurückgesetzt fühlt, weil ihre ägyptische Magd Hagar und nicht sie dem Abraham das einzige leibliche Kind geboren hat, nämlich den Sohn Ismael. Dass der Beischlaf ihres Mannes Abraham mit Hagar damals auf ihre eigene Veranlassung hin geschah, macht ihre Kränkung heute nicht geringer.

Nach Ismael, dem erstgeborenen Sohn Abrahams, ist übrigens der Islam benannt.

Doch war diese spektakuläre Offenbarung, dass nämlich Sara in einem Jahr einen Sohn haben würde, Not-wendig für die Heilsgeschichte?  Was erzählt uns die Geschichte selbst? Führte diese Offenbarung zu mehr Heil?

Nachdem Sarah dem Abraham den Isaak geboren hatte, und Sara ihn am Tag seiner Entwöhnung mit Ismael, dem Sohn der Hagar, friedlich spielen sah, sprach sie zu ihrem Mann: „Jage die Magd da und ihren Sohn fort! Denn der Sohn dieser Magd soll nicht mit meinem Sohn Isaak erben.“ (Gen 21,10) Und Abraham tat, was seine Frau verlangte. Nach Isaak wurde daraufhin die Nachkommenschaft Abrahams benannt und auch Ismael wurde zu einem großen Volk. Doch daraus folgte leider keine Geschichte des Heils sondern der Entzweiung; bis heute!

Wo also verbirgt sich in der Begegnung Abrahams mit den drei Fremden die für das Heil Not-wendige Offenbarung? Ismael wie Isaak sind GOTT - wie alle Kinder dieser Welt - gleichermaßen lieb! Doch der Streit um den „einzig wahren Erben“ brachte und bringt kein Heil hervor!

Unverzichtbar für das Heil ist die Gastfreundschaft gegenüber Fremden! In ihr offenbart sich das Heil! Und gerade wir Menschen von Heute sollten das endlich erkennen! Geschichte und Gegenwart offenbaren es uns deutlich!

Einen gesegneten Sonntag in die ganze Runde
Johannes Brinkmann

Bildnachweis: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/47/Hayat-02.JPG

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