Sonntagsbrief zum 15. Sonntag im Jahreskreis, 16. Juli 2017

13. Juli 2017 von Sigrid Grabmeier

Wider das Wort

Rückkehr des Wassers

 

Denn wie Regen und Schnee vom Himmel herabfallen
und nicht dorthin zurückkehren,
sondern die Erde tränken, sie fruchtbar machen und sprießen lassen,
damit sie Samen gibt zum Säen und Brot zum Essen,
so wird das Wort, das aus meinem Mund hervorkommt,
nicht ohne Erfolg zu mir zurückkehren,
sondern tun, was ich will,
und ihm wird gelingen, wozu ich es gesandt habe.

Jes 55, 10-11 Bibel in gerechter Sprache 

Ein wunderbarer, faszinierender Text, der uns die Gegenwart Gottes wie einen Kreislauf vorstellt. Wie das Wasser, der Schnee die Erde tränken und die Feuchtigkeit durch Verdunstung wieder in die Atmosphäre zurückkehrt um wieder und wieder auf die Erde zu fallen, so wirkt die Kraft Gottes in einem beständigen Austausch mit und in der Welt. - Und dann höre ich Nachrichten, lese in den Zeitungen, wie Menschen um das Lebensmittel Wasser gebracht werden, durch andere Menschen. Zwei Texte habe ich für heute zum „im Herzen bewegen“ gegenübergestellt: Eine Wort-Skulptur von Marie-Luise Mair-Hendl und eine Meldung zu der Cholera-Epidemie im bürgerkriegsgeplagten Jemen. 

Sigrid Grabmeier

 

Wort
Weisheit
Wille
Gott-voll
durchdringt durchfeuchtet
Schöpfung
Welt
 
Regnen
Eindringen
Speichern
Verbrauchen
Verdunsten
Regnen
 
Gott nicht
irgendwo weit weg
herabblickend
zuschauend
kopfschüttelnd womöglich
nein
Welt-immanent
wirksam bewegend
beweglich wirkend
 
Wort
Weisung
Zusage
Verheißung
Leben
Mensch

Marie-Luise Mair-Hendl

Stephen O´Brien, der UN-Nothilfe-Koordinator ist es leid. Monat für Monat nun seit fast drei Jahren sitzt er im UN-Sicherheitsrat und Monat für Monat werden seine Nachrichten aus dem Jemen dramatischer. Über 10.000 Bürgerkriegstote. Schulen, Krankenhäuser zerstört. Seit April die Cholera. Er hat gewarnt, es werde eine Seuche ungeahnten Ausmaßes. Jetzt sind es 320.000 Cholerapatienten. 1700 Tote. Überwiegend Kinder. Eine halbe Million werden es bald sein. O´Brien schaut in den Saal:

"Herr Präsident, dieser Choleraskandal ist komplett menschengemacht. Von den Kriegsparteien und denen, die den Konflikt von außen befeuern."

In 22 der 23 Regierungsbezirke des Jemen: Hunger und jetzt auch die Cholera. Ein geplantes Impfprogramm der UN, abgesagt aufgrund der Sicherheitslage und der Infrastruktur eines Landes, das zusammenbricht. Über 55 Prozent der Krankenhäuser zerstört, zerbombt, zerschossen. Das gesamte Gesundheitssystem, sagt O´Brien, es kollabiert.

"Über 30.000 medizinische Helfer haben seit über einem Jahr keine Gehälter mehr erhalten. Es gibt kein Geld für Wasserpumpen, Klärwerke, für Krankenhäuser."

Allein die Choleraseuche sorge jetzt dafür, dass zusätzlich eine viertel Milliarde Dollar fließen müsste. Nichts aber fließt. Allenfalls die Tränen der Opfer, die, sagt O´Brien doch nur wie Menschen behandelt werden wollen.

Deutschlandfunk, 13.07.2017 Georg Schwarte:

Cholera im Jemen - Seuche ungeahnten Ausmaßes

 

 Bild© Sigrid Grabmeier

 

Zurück