Sonntagsbrief zum 14. Sonntag im Jahreskreis, 8. Juli 2018

6. Juli 2018 von Reinhard Olma

Verhaltenes Echo?

Interessiertes Publikum ©Sigrid Grabmeier

Von dort brach Jesus auf und kam in seine Heimatstadt; seine Jünger begleiteten ihn. Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, staunten und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen! Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie. Und er konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte.

Mk 6, 1b-6 Einheitsübersetzung

Weitere Textstellen:

Ez 1,28b-2,5; 2 Kor 12,7-10

 

Verhaltenes Echo?

Das hat so oder ähnlich sicher jeder schon einmal erlebt: Beseelt von einer nach eigener Meinung guten Idee möchte man sie weitergeben und wendet sich damit zunächst an Menschen im vertrauten Umfeld. Aber Pustekuchen! Man trifft auf Skepsis oder Desinteresse. Was soll das denn jetzt?! Was hat der sich denn schon wieder ausgedacht? Ist der denn für dieses Thema zuständig? Weiß der da überhaupt wirklich Bescheid? Oder will er sich nur mal wieder wichtigmachen?

So muss es Jesus in seiner Heimatstadt gegangen sein. Wie oft haben ihm schon fremde, unbekannte Menschen zugehört und sich von seinem Charisma anstecken lassen! Wie oft hat er Menschen zur Umkehr, zur Änderung ihrer Lebensgewohnheiten gebracht, die von anderen schon abgeschrieben waren.

Aber in Nazareth ein einziges Fiasko! Der Sohn des Zimmermanns! Der hätte mal einen ordentlichen Handwerksberuf lernen sollen, statt hier so großspurig daherzureden! Und ohne dass wir das hier detailliert erfahren, kann man schon davon ausgehen, dass es keine bequemen, weichgespülten Weisheiten waren, die Jesus da von sich gegeben hat.

Der Prophet Ezechiel scheint es da ebenso schwer gehabt zu haben. Oder war es für ihn sogar noch schwerer, weil er von seinem Auftrag zur Verkündigung noch gar nicht so recht überzeugt war und der Geist ihn erst „auf die Füße stellen“ musste? Ezechiel musste also erst sich selbst davon überzeugen, dass dieser Verkündigungsauftrag genau für ihn galt, bevor er ihn ausüben konnte.

Ich hatte letzten Sonntag ein mit Verlaub ähnliches Erlebnis. Am Ende des Gottesdienstes durfte ich für die Petition an den Heiligen Vater zum Thema „Abendmahl für konfessionsverschiedene Paare“ werben, die von Publik Forum initiiert wurde. Das Echo war – na ja – verhalten. Unser Pfarrer nahm sie dann mit zum nachfolgenden Gottesdienst in der etwas größeren Stadt und forderte gleich am nächsten Tag weitere Unterschriftslisten an, weil sie ihm aus den Händen gerissen worden waren.

Was war da schief gelaufen? Warum habe ich die Gemeinde nicht wirklich erreicht? An der Botschaft kann es ja augenscheinlich nicht gelegen haben, also lag es an dem Boten.

Vielleicht kann mich Paulus trösten. Der für diesen Sonntag ausgewählte Text aus dem 2. Korintherbrief zeigt einen zerknirschten und mit sich selbst hadernden Apostel, der schließlich erkennt: „Gottes Gnade… erweist ihre Kraft gerade in der Schwachheit“.

Ehrlicher Weise muss ich zugeben, dass ich auch oft Vorurteile habe und manchmal richten diese sich gar nicht in erster Linie gegen die Idee, sondern mehr gegen den „Boten“. Sich eher mit ihm, als mit der von ihm vertretenen Botschaft auseinanderzusetzten, ist viel einfacher und erfolgversprechender, denn der hat sicher den einen oder anderen „Stachel im Fleisch“, den ich ihm vorhalten kann. Die Auseinandersetzung mit der Idee ist oft viel schwieriger und anstrengender. Aber nur das bringt wirklich weiter.

Wenn wir also am heutigen Sonntag die Erkenntnis mitnehmen, dass es richtiger ist, sich mit der Idee auseinander zu setzen und nicht mit ihrem Überbringer, dann hat sich die Beschäftigung mit den Texten schon mal gelohnt.

Und noch ein zweites: Jesus wunderte sich zwar über den Unglauben und die Ablehnung, die ihm in Nazareth entgegenschlugen. Aber deswegen resignierte er nicht; das ließ ihn in keiner Weise an seiner Verkündigung zweifeln.

Nun wollen wir uns beileibe nicht mit Jesus vergleichen, aber immer mal wieder nachzusehen, wie er mit solchen Rückschlägen umgegangen ist, das kann schon nützlich sein. Und da heißt es ganz schlicht:

Jesus zog durch die benachbarten Orte und lehrte (weiter)“.

Und so will ich mich von dem vermeintlichen Misserfolg nicht ins Bockshorn jagen lassen. Ich werde die Botschaft nochmals prüfen und darüber nachdenken, wie sie zu formulieren ist, damit sie besser beim Adressaten ankommt.

Na dann: Auf geht’s!

Reinhard Olma

Bildnachweis: Beim Katholikentag Plus während des Katholikentages 2014 in Regensburg traf Fritz Wallner von der Laineverantwortung Regensburg auf ein aufmerksames und interessiertes Publikum. Er sprach zum Thema "Wider die Demontage von Laienrechten". © Sigrid Grabmeier

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