Sonntagsbrief zum 13. Sonntag im Jahreskreis, 2. Juli 2017

28. Juni 2017 von Magnus Lux

Lebendig in der Beziehung zu Gott

Taufe in Tansania

Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir in den Messias Jesus hinein getauft wurden, in seinen Tod hinein getauft wurden? Durch die Taufe sind wir mit ihm zusammen begraben, so dass auch wir der Sündenmacht abgestorben sind. Jetzt können auch wir in einem erneuerten Leben unseren Weg gehen, ebenso wie der Messias von den Toten aufgeweckt wurde durch die Gegenwart Gottes, des Ursprungs allen Lebens. Wenn wir nämlich mit ihm zusammengewachsen sind in der Gestalt seines Todes, so werden wir es gewiss auch in der Gestalt der Auferstehung sein.

Dieses wissen wir doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt. So ist der versklavte Körper tot, und wir müssen der Sündenmacht nicht länger dienen. Denn wer so gestorben ist, ist von jedem Rechtsanspruch der Sündenmacht losgesprochen. Da wir zusammen mit dem Messias gestorben sind, können wir auch darauf vertrauen, dass wir zusammen mit ihm leben werden. Wir wissen doch, dass der Messias, der von den Toten aufgeweckt wurde, niemals mehr stirbt: Der Tod hat keine Gewalt mehr über ihn. Mit dem Tod, den er starb, starb die Beziehung zur Sündenherrschaft ein für alle Mal. Das Leben, das er lebt, lebt er in Beziehung zu Gott. Genauso sollt ihr euch verstehen: der Sündenherrschaft abgestorben, lebendig in der Beziehung zu Gott im Messias Jesus.

Röm 6,3-11 Bibel in gerechter Sprache

Ein schwieriger Text. Und er bleibt schwierig, auch nach der „Bibel in gerechter Sprache“. Versuchen wir uns in die Gedankenwelt des Paulus hineinzuversetzen. Wasser ist todbringend. So wurde ursprünglich bei der Taufe der ganze Körper untergetaucht zum Zeichen dafür, dass wir für die Sünde tot sind. Durch das Auftauchen sind wir neue Menschen geworden. Wie der Messias, Christus, gestorben und von Gott auferweckt worden ist, werden auch wir neue Menschen sein in ihm.

Gibt es das wirklich: ein neuer Mensch werden durch die Taufe? Die allermeisten von uns sind wohl als Babys getauft worden, daran haben wir natürlich keine Erinnerung. Anders bei einem Menschen, der sich als Erwachsener taufen lässt. Er entscheidet sich, sein bisheriges Leben der Sünde hinter sich zu lassen und als Christ, als Christin zu leben.

Wer ist jetzt nicht über das „Leben der Sünde“ gestolpert? Wir tun uns mit dem Wort „Sünde“ vermutlich deshalb so schwer, weil uns jahrhundertelang eine Sündenangst eingetrichtert worden ist; schauen wir uns dazu nur einmal einen alten Beichtspiegel an. Man hat die Menschen zu Sündern und vor allem zu Sünderinnen gemacht, um besser über sie herrschen zu können. Viele denken heute noch so. Sie sind gefangen in Gesetzlichkeiten, sind Sklaven der Sünde: Wer als Christ_in geschieden und wiederverheiratet ist, der lebt in objektiver Sünde und kann deshalb nicht zur Kommunion gehen, und wehe, der Papst denkt anders! Wer Kindern sexualisierte Gewalt angetan hat, der – ach nein, der wird nur versetzt.

Was also ist „Sünde“? Sünde gehört zum Wortstamm „sondern, absondern“. Ich sondere mich ab von mir selber, indem ich Dinge tu, die mein Leben nicht fördern; ich sondere mich ab vom Mitmenschen, indem ich ihm nicht den Platz zuerkenne, der ihm zusteht. Und damit sondere ich mich ab von Gott. Nehmen wir zum Beispiel einen Rassisten. Er gesteht einem anderen Menschen nicht die gleichen Rechte zu, die er für sich selber beansprucht. Wenn er mit zweierlei Maß misst, fällt das auf ihn zurück; daran erinnert ein altes Sprichwort: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Wenn wir uns nicht als Geschwister verhalten, dann dürfen wir uns auch nicht Kinder Gottes, unseres Vaters und unserer Mutter nennen.

Was heißt es dann, „ein neuer Mensch werden“? Dazu gibt uns der Mann aus Nazaret ein sehr gutes Rezept, das er in seinem Leben ausprobiert und vorgelebt hat: „Liebe deinen Nächsten – wie dich selbst – darin verwirklichst du die Liebe zu Gott“. Was hindert uns, so zu handeln?

Magnus Lux

Bild: Taufe in Südtansania

Zurück