Sonntagsbrief zum 11. Sonntag im Jahreskreis, 17. Juni 2018

15. Juni 2018 von Cristy Orzechowski

Ein Zuhause unter Menschen - und bei Gott, dem wir gehören…

Bildmontage © Cristy Orzechowski

Aufgrund einer verrutschen Zeile in der Text-Vergabetabelle für die Autoren und Autorinnen der Sonntagsbriefe kam es für diesen und den nächsten Sonntag dazu, dass die Evangelien vom jeweils vorherigen Sonntag bearbeitet wurden. - Gerade für den Sonntag dieser Woche hat sich dadurch aber eine interessante Kombination von 2. Lesung und Evangelium ergeben.

So sind wir zu jeder Zeit zuversichtlich, wir wissen ja: Wir sind im Körper zu Hause und wir leben in der Fremde, fern von dem, dem wir gehören. Denn im Vertrauen gehen wir unseren Weg, nicht aber in Orientierung an der sichtbaren Gestalt.

Doch wir sind zuversichtlich und wollen viel lieber das Zuhause im Körper verlassen, um bei dem, dem wir gehören, zu Hause zu sein. Darum ist es für uns von größtem Wert, ihm zu gefallen, ob wir dabei zu Hause oder fern vom Zuhause sind. Denn wir alle müssen vor dem Gerichtssitz des Messias erscheinen, damit jede und jeder unter uns etwas für das erhält, was wir im Laufe des Lebens getan haben, sei es Gutes oder sei es Böses.

2 Kor 5,6-10  Bibel in gerechter Sprache 

 

Und er ging nach Hause. Wieder versammelte sich das Volk, so dass sie nicht einmal etwas Brot essen konnten. Als seine Verwandten das hörten, kamen sie herbei, um ihn wegzuschleppen. Sie sagten nämlich: „Er hat den Verstand verloren.“

(…22-30)

Jesu Mutter und Geschwister kamen, standen vor dem Haus und ließen ihn zu sich rufen. Um Jesus herum saß eine Volksmenge. Da sagten einige zu ihm: „Deine Mutter, deine Brüder und deine Schwestern sind draußen und suchen dich.“ Er antwortete ihnen und sagte: „Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Geschwister?“ Er schaute sich um, sah sie im Kreis um ihn herum sitzen und sprach: „Ihr seid meine Mutter und meine Geschwister. Alle, die den Willen Gottes tun, sind mein Bruder, meine Schwester und Mutter.“

Mk 3,20-35 Bibel in gerechter Sprache

 

 

Ein Zuhause unter Menschen - und bei Gott, dem wir gehören…

Aus dem sich-zuhause-und-sich-zugehörig-fühlen entstehen Lebens-Sinn und Lebens-Wert. Auf diesem Unter-Grund keimen die Taten zugunsten des Lebens, welches da österlich und nachösterlich besungen wird: „des Lebens Leben lebet noch“ ( s. GL 176) - ..."Und Jesus ging nach Hause. (Vers 20)  

Wohin ging er dann wohl, wenn er nach Hause ging? Kehrte er in sich ein, um sein, mit Göttlichkeit behaustes, Inneres auszuloten…? — Finden wir noch nach Hause…? Ein Inhalt, dem wir uns heute, als Lob-Dank-Stoßgebet formuliert, stellen können.

Verwechseln wir Heimatgefühle mit Zuhause? Norm-Verhalten mit Leitkultur…? Eintönigkeit mit erkennbarem Heimat-Nest?…Vielfalt–Buntheit in den Kulturen und Lebensmotiven als Heimat-störend und als nicht erkennbares Zuhause?

Die Verwandten wollen Jesus abschleppen. Seinen totalen Einsatz, bei dem er nicht einmal Zeit zum Essen hat, deuten sie als unhäuslich, als sehr ungewohntes, ja unerwünschtes Verhalten, als einen Zustand des Verstand-Verloren-Haben.

Jesu klare Antwort zum Thema beginnt mit einer Frage: Wer ist denn mein Zuhause…mein Vater..? meine Mutter…Geschwister…???

Seiner Erklärung können wir entnehmen: Diese ihm nahen Personen sind erkennbar in bunter Vielfalt unter denen, die aus dem Zustand des Zuhause-Seins Taten verrichten, die sich orten bei Gott— den sie in sich tragen. Siehe auch im 2. Korintherbrief:  ...das Zuhause im Körper verlassen, um bei dem, dem wir gehören, zu Hause zu sein. Ich nenne solche Menschen im Stillen: "Spur-Menschen der Nachfolge."

 

Die lange Zeit, die ich mit Indigenas in den Anden Perus verbrachte lehrte mich ein anderes Zuhause als Landschaften, Blutsbindung, kirchlich-gesellschaftliche Zugehörigkeit etc…

DAS ZUHAUSE DER LIEBE

Schwester, Bruder, Campesino,
Monde über Monde hindurch,
Sonne über Sonne,
Hagel über Hagel,
Regen über Regen,
Hitze über Hitze,
Frost über Frost,
Dürre über Dürre,
Tag über Tag,
Nacht über Nacht
haben wir einander begleitet.

Der ständig
neu stattfindende Auszug
aus meinem Ursprungsland
ist meine Liebeserklärung
an Euch,

nur das,

und darin hebt sich alles auf,
was schwer zu tragen war und ist! -
und bleibt
zwischen uns
für immer etwas
UNBEZAHLBARES.

nämlich die Heimat unter Fremden??? DAS ZUHAUSE

auf die Spitze der Liebe getrieben…

 

Wir nannten uns untereinander: Bruder—Schwester, (Hermano Hermana…), um der gemeinsamen Lebens-Spur willen. Das geschah im Miteinander mit den Campesinos, Ordensschwestern-Priestern –berühmten Theologen, Bischöfen…

Unser Zuhause war und ist: die Zugewandtheit zu unserem tiefsten Lebensgrund!

Wenn es uns gelingt im täglich kleinen Alltag und in der beharrlichen Beeinflussung der Politischen Gestaltung, den Menschen in dieser Vision zu begegnen, dann ist das gerade vergangene Katholikentags-Motto: „Suche Frieden“ in feinster Weise zur Realität geworden.

Das betrifft besonders jene Menschen, die in unser Land fliehen und emigrieren, aus den verschiedensten Gründen, fern von ihrem Ursprungs-Zuhause.—Es ist eine nachösterlich-pfingstliche Möglichkeit, unser Leben als einen Weg nach Haus zu gestalten; jene zu werden, die es nach Hause drängt, in der Weise, dass wir den Willen Jesu in unsere Welt hineinleben…

Sehen wir mit Herz und Geist auf die Flüchtlinge in unserem Umfeld…Wie könnten sie nach Hause kommen…? wie könnten wir sie in ein weiteres Zuhause willkommen heißen..? ein zuhause unter Menschen, die sich nicht einigeln, in einem Schneckenhaus…; die sogar vergessen zu essen, wenn da jemand ratlos und Hilfe benötigend herumirrt; Menschen die erkennbar Gottes Botschaft ausstrahlen…,welche einem jeden Menschenkind auf Erden ein zuhause verspricht…

Cristy Orzechowski

Bildmontage © Cristy Orzechowski

 

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