Sonntagsbrief zum 11. Sonntag im Jahreskreis, 14. Juni 2015
13. Juni 2015 von Georg Mollberg
Hoffnung auf Rettung
Sonntagsbrief zum 11. Sonntag im Jahreskreis
So spricht die Ewige, mächtig über allen: Ich selbst werde einen Spross von dem hohen Zedernwipfel nehmen und ihn einsetzen, von seinen höchsten Trieben breche ich einen zarten ab. Ich selbst pflanze ihn ein auf einem hohen, erhabenen Berg, auf einem Berg, der in Israel aufragt, werde ich ihn einpflanzen. Zweige wird er tragen und Früchte hervorbringen. Er wird zu einer majestätischen Zeder werden. Alle Vögel werden sich unter ihr niederlassen, alle gefiederten Tiere werden im Schatten ihrer Zweige wohnen. Alle Bäume des Feldes werden erkennen, dass ich, die Ewige, den hohen Baum erniedrigen und den niedrigen Baum erhöhen kann. Den saftigen Baum kann ich vertrocknen und den trockenen Baum erblühen lassen. Ich, die Ewige, verspreche und halte es.
Ez 17,22-24
Bibel in gerechter Sprache
Verschleppung und Vertreibung sind Lebenserfahrungen der Juden bis heute. Tief brannten sie sich in die jüdische Seele ein. Positives, wie die Befreiung aus Ägypten, aber auch Katastrophen wie die Zerstörung Jerusalems 587 v.Chr. samt Tempel und die darauf folgende Entführung des Volkes in die babylonische Gefangenschaft.
Ezechiel prophezeit den Versklavten: Gott hört unser Schreien und wird sich seines Volkes erbarmen und Jerusalem wiederbeleben. Im Bild der mächtigen Libanonzeder will er Hoffnung wecken. Salomons Tempel bestand aus diesem Zedernholz. Ezechiel sieht Gottes Geist(in) einen Steckling aus der höchsten Spitzen nehmen und als Neuanfang einpflanzen: Das neue Jerusalem! Offenheit unter den Menschen (Alle Vögel werden sich unter ihr niederlassen, alle gefiederten Tiere werden im Schatten ihrer Zweige wohnen), wie sie die Thora im Gebot der Gottes- und Nächstenliebe vorgibt, soll das Leben künftig bestimmen. Das Bild vom hohen Baum der niedrig und dem der hoch wird, konkretisiert den Ausgleich im friedlichen Miteinander. Hier klingt schon an, was Maria später in ihrem Lobpreis singt: Die Armen beschenkt er mit seinen Gaben, die Reichen lässt er leer ausgehen! Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
Die Rettung steht noch aus. Beweise, die das Eingreifen einer höheren Macht in das erdenhafte Chaos erkennen ließen, scheinen nicht in Sicht. Die Zeit der Ernte liegt nicht in unseren Händen. Der Mensch in seinem Tun (vor Gott) ist frei! Wird die Prophetie Ezechiels vom göttlichen Wunsch des Ausgleichs und der Harmonie unter den Menschen weiter unerfüllt bleiben?
Georg Mollberg