Wir sind Kirche unterstützt die ökumenische Initiative „Für alle. Mit Herz und Verstand“ zur Bundestagswahl 2025.
Etwa acht Tage nach diesen Worten nahm er Petrus, Johannes und Jakobus und stieg auf einen Berg hinauf, um zu beten.Während des Betens veränderte sich die Erscheinung seines Gesichts und sein Gewand leuchtete hell wie ein Blitz. Und siehe, zwei Männer sprachen mit ihm, Mose und Elija.Sie zeigten sich im Glanz und sie besprachen seinen Auszug, den er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und die mit ihm waren, wurden schwer vom Schlaf; als sie erwachten, sahen sie seinen Glanz und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als diese sich von ihm wieder trennten, sagte Petrus zu Jesus: „Meister, es ist schön, hier zu sein. Lass uns drei Zelte machen! Eines dir und eines dem Mose und eines dem Elija.“ Er wusste nicht, was er sagte. Noch während er dieses sagte, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als sie in diesen Schatten hineinkamen. Eine Stimme ertönte aus dem Gewölk: „Dieser ist mein Sohn, mein Auserwählter, hört auf ihn!“ Als die Stimme ertönte, war Jesus allein. Sie aber schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem etwas von dem, was sie gesehen hatten.
Lk 9, 28-36 Bibel in gerechter Sprache
Berg Tabor
Der Tabor ist ein Gupf in der Landschaft, wie ein Vulkankegel. Ein Hügel – von wegen: „Er führte sie auf einen Berg.“ Da sucht sich Jesus im Tal drei Freunde aus und geht mit ihnen hinauf. Bergwandern war noch nicht üblich damals. Wird oben verklärt, plaudert mit Moses und Elias, sagt beim Heruntergehen: „Sagt niemandem, was ihr gesehen habt, bis….“ Die drei müssen ja außer Rand und Band gewesen sein. Das Ereignis ist ja nun wirklich nicht alltäglich. Sie müssen voller Glück gewesen sein. Wollten die Stelle nicht mehr verlassen. Reden vom Hüttenbauen. So verständlich! Wie sie das wohl geschafft haben, darüber den Mund zu halten? Oder haben sie das gar nicht?
Ich war an der Stelle dieser Verklärung. Gott sei Dank noch viel Natur, viele Bäume, aber auch viel verbaut, wie immer. Vermutlich gut so, so ist dieser Ort wenigstens eindeutig der Erinnerung an Jesus gewidmet. Die Kirche selber beeindruckt mich nicht, ich denke sie mir weg. Ich habe viele Fragen.
Was ist da wohl in dir vorgegangen, Jesus? Wie fühlt sich das an?
Hast du gewusst, was passieren wird?
Suchst dir die drei aus und gehst hinauf.
Weil du schon wusstest, dass du Moses und Elias treffen wirst?
Hast du das „gemacht“ oder ist es dir geschenkt worden?
Weil du den dreien was zeigen wolltest? Sie in ihrem Glauben stärken wolltest? Ihnen was Gutes tun wolltest?
Und warum nur die?
Was hat die Verklärung für dich bedeutet? Moses und Elias reden mit dir über deinen Tod (woher genau weiß das Lukas?). Bist du erschrocken?
War das „normal“ für dich, weil du schließlich den Himmel gewohnt bist? Oder hat es dich in dem Bewusstsein, Gottes Sohn zu sein, bestärkt?
„Wahrer Mensch und wahrer Gott“ – ich kann es einfach nicht fassen.
Ich verstehe jetzt besser, dass sich Menschen auf eine klare, nachvollziehbarere Variante verlegen in ihrem Glauben. Dass manche einfach sagen, Gott ist in Menschengestalt auf die Welt gekommen, nicht als wirklicher Mensch. Oder andere, die behaupten, Jesus war Mensch und ist dann von Gott als „Sohn“ angenommen worden.
Aber ich merke, dass ich das nicht kann. Weder noch. Ich mag mich auch gar nicht auf eine Seite schlagen, es mir leichter machen. Es ist, was es ist. Ich verstehe es nicht, in allen Einzelheiten: einfach NICHT. Ich muss es auch nicht verstehen, um es glauben zu können.
Aber natürlich bleibt mein ganzer Kopf voller Fragen.
Ich freu mich auf den Himmel, wo wir dann endgültig Hütten bauen und bleiben können. Verklärung als Dauerzustand erleben.
Ja, und dann gehen auch wir vom Berg wieder herunter. „Vor uns liegen die Mühen der Ebenen“. Verklärung, Ekstase, überschäumendes Glücksgefühl ist noch kein regulärer Zustand. Die Normalität greift sich wieder ihren Platz.
Martha Heizer
Erfüllt vom Heiligen Geist, kehrte Jesus vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.
Lk4, 1-13 Einheitsübersetzung
Der Teufel in Person
Wo ist der Heilige Geist bei Jesus? Innerhalb oder ein Gegenüber? Es steht geschrieben, Jesus sei erfüllt vom Heiligen Geist. Doch dieser Geist führt Jesus auch, und zwar in die Wüste für 40 Tage. Er ist Wesenskern von Jesus und zugleich Führungskraft! ist er also innen und außen zugleich? Nein, die heilige Geistkraft ist innen und Jesus beugt sich ihr zu, gibt ihr Autorität über sein Verhalten. Jesus ist authentisch er selber nur mit dem Heiligen Geist als Mitte seines Wesens.
Jetzt kommt der Teufel ins Spiel. Hier stelle ich dieselbe Frage: ist der Teufel innerhalb von Jesus oder außerhalb? Das griechische Wort im Original ist hier diábolos. Das ist spannend! Der Begriff diábolos kann sowohl Adjektiv als auch ein Nomen sein.
Ein Adjektiv haben wir auch mit ‚Eigenschaftswort' übersetzt gelernt. Als Adjektiv bedeutet diábolos verleumderisch oder fälschlicher Weise beschuldigend oder verdächtigend oder auch jemanden ungerechtfertigter Weise verklagend. Diábolos als Nomen ist offensichtlich die substantivierte Form des Adjektivs. In der Übersetzung ist üblich, diábolos mit Teufel zu übersetzen, wenn es im Text als Singular benutzt wird, wird es dagegen im Plural verwendet, wird es als Adjektiv übersetzt. Seine Eigenschaft macht also den Teufel aus: verleumdend und anklagend ist er! Er ist nicht wie Jesus eine komplexe Persönlichkeit sondern hat eine einzige Eigenschaft, sie allein macht komplett sein Wesen aus.
Dieses Wesen Teufel wird stark, weil Jesus schwach wird. Hunger quält ihn. Die Israeliten hatten wegen ihres Hungers einst gegen Moses, Aaron und Mirjam aufbegehrt, wollten lieber wieder „Sklaven des Pharao“ sein.
So ging es jetzt auch Jesus: er war durch den Hunger aus seiner Mitte verschoben, war anfällig geworden für Verführung. Deshalb noch mal meine Frage: ist der Teufel innerhalb von Jesus oder außerhalb? Ist der Teufel wie Jesus eine eigenständige Person? Ein Absolutes gar, das völlig unabhängig von der menschlichen Perspektive existiert? In allen mir bekannten Jesus-Verfilmungen kommt der Teufel als Person zu Jesus in die Wüste und spricht von Außen zu ihm!
Den Teufel zu personalisieren, ihn nach Außen zu projizieren, hat schon viel Unheil hervorgebracht. Wer wurde nicht in der Menschheitsgeschichte schon zu einem Teufel gemacht: Juden, Zigeuner, Muslime, Migranten, Lesben und Schwule, Transsexuelle und sehr lange Zeit Frauen; Opfer wurden zu Tätern umgedeutet. Das angeblich Böse wurde und wird immer noch allzu gerne auf ein Außen verschoben und zur Ausrottung freigegeben. Ein Sieg der Verführung!
Der Mensch stilisiert sich selbst zum Opfer einer außerhalb von ihm existierenden absoluten Macht, ist als sein Spielball ihm ausgeliefert und deshalb selber unschuldig! Ein Sieg der Verleumdung!
Innen sollen unsere Schlachten gegen das Böse stattfinden, nur dann hat der Kampf Aussicht auf Erfolg!
Ich wünsche eine gelingende Fastenzeit!
Johannes Brinkmann / Essen
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Gespräche am Jakobsbrunnen
11. März 2025
Prof'in Dr. Dr. h.c. Dorotha Sattler,
Direktorin des Ökumenischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, neuestes Buch: Frauen im Amt. Ein Weg zu einer Erneuerung der Kirche (Herder 2024)
Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück;
so entdeckt man den Unrat eines Menschen in seinem Denken.
Der Brennofen prüft Töpferware
und die Erprobung des Menschen geschieht
in der Auseinandersetzung mit ihm.
Den guten Boden eines Baumes bringt seine Frucht zum Vorschein;
so das Wort die Gedanken des Herzens.
Lobe keinen Menschen,
ehe du nachgedacht hast;
denn das ist die Prüfung für jeden!
Jesus Sirach, Sir 27, 4–7 Einheitsübersetzung[nbsp
Splitter und Balken
Faschingsbrief zum 2. März 2025
Am Faschingssonntag ist es Brauch
und deshalb wollen wir es auch:
Ich halte heute keine Predigt,
die Sache ist für mich erledigt.
Und deshalb hört ihr heute hier
`ne Büttenpredigt ohne Bier.
Auch heuer sehn wir uns nicht um,
es geht ums Evangelium.
Und Lukas ist der fromme Dichter,
ich hoffe, Euch geh‘n auf die Lichter.
Das wünsch‘ und hoffe ich gar sehr-
doch fürcht‘ ich, manchem fällt es schwer.
Dem anderen ins Auge sehen
und dann das Gleichnis bald verstehen.
Wer hat den Balken; wer den Splitter?
Die Antwort, die ist für uns bitter.
Du kannst beim Nächsten lange suchen:
Du hast den Balken – Pustekuchen!
Nee, Lukas, das kann gar nicht sein,
ich steig bei Jesus Sirach ein.
In seinem Text da les‘ ich glatt,
dass jeder viele Fehler hat;
der And‘re aber immer mehr.
Das find‘ ich gut, gefällt mir sehr!
Da bin ich gerne die Instanz,
die urteilt über jeden ganz.
Und kann ich was von ihm erwarten,
dann hat er sicher gute Karten.
Wie gerne mag ich Richter sein
und schätze alle richtig ein!
Es ist ja auch nicht wirklich schwer,
die Dummheit scheint’s, wird immer mehr.
Ins höchste Amt wird der gewählt,
den sie am allermeisten quält.
Und noch ne Eigenschaft wär fein:
Er muss sehr egoistisch sein!
Das ist fast eine sich‘re Bank:
Lass deine Bildung ja im Schrank!
Am besten, wenn du keine hast,
dann bist du schnell der liebste Gast
im Radio und auch im TV
und zeigst: Es geht auch ohne sie.
Gut ist auch für die Karriere,
wenn da noch ein Vergehen wäre,
das unlängst unser Held begangen,
bevor er wieder angefangen.
Ein Spitzbube, den jeder kennt,
der wird ganz schnell mal Präsident.
Doch halt! Ich such‘ schon wieder Splitter
statt meiner Balken, das ist bitter.
Wie halte ichs mit dieser Welt?
Zuerst komm‘ ich mit meinem Geld.
Dann der, der handelt so wie ich.
Wer anders ist, der trolle sich.
Schick die Migranten schnell nach Haus‘,
beut‘ weiter stramm die Erde aus,
auch wenn wir sie ins Wasser treiben,
wenn wir nur selber trocken bleiben.
Erst kürzlich hab ich den gewählt,
der mich nicht mit Verzichten quält.
Solange ich das Urteil fälle,
sitz‘ ich natürlich an der Quelle,
wo jeden ich bewerten kann.
Was mich betrifft- geht keinen an!
So finde ich als edler Ritter
in Deinem Auge jeden Splitter-
und wäre er auch noch so klein.
Da kannst Du wirklich sicher sein?!
„Nein“, sagt da Jesus, „oh Ihr Blinden,
wie wollt Ihr denn den Splitter finden
bei dem, den Ihr den Bruder nennt,
wenn Euch der Balken von ihm trennt-
in Euerm Auge. Ach Du Tropf!
Damit stößt Du ihn vor den Kopf
und kommst gar nicht so dicht heran,
dass man den Splitter finden kann
in seinem Auge. Geh jetzt heim,
wir gehen Dir nicht auf den Leim!“
Da steh’n wir nun mit unsern Balken
Und hoffen, dass wir nicht verkalken,
bevor wir sie herausgezogen
und ihren Inhalt abgewogen:
Den Egoismus und den Frust,
dass irgendwas Du teilen musst.
Die Feigheit und Bequemlichkeit,
wenn jemand Hassparolen schreit;
was sind die Balken lang und dick!
Wir grollen unserm Missgeschick-
Wir sind doch meist recht gute Christen?!
Du kannst nicht Jesus überlisten!
Zieh tapfer Deinen Balken raus,
dann siehst Du gleich viel besser aus.
Und nachher, in der Fastenzeit,
da gibt es die Gelegenheit
aus Balken mal ein Haus zu baun
und abzureißen manchen Zaun,
der uns von unserm Nächsten trennt,
der uns bisher nur flüchtig kennt,
weil wir uns meistens abgeschottet
und unsre Habe eingemottet,
statt denen etwas abzugeben,
die nur mit unsrer Hilfe leben.
Denn wer das erst einmal versucht,
der ist der „Baum mit guter Frucht“.
Der kann sich freuen an den Gaben,
die wir von Gott empfangen haben;
und an der Schönheit der Natur,
die uns umfängt in Wald und Flur;
hat Zeit, mit anderen zu lachen,
was unvernünftiges zu machen;
zu feiern in der Faschingszeit.
Gott hält all das für uns bereit,
was wir für morgen nötig haben
für unser Wohl und für die Gaben,
die wir mit Freude weiter geben.
Und wenn wir Hass und Wut erleben,
wir finden uns nicht damit ab
und halten gegen, nicht zu knapp
in unserem und Gottes Namen!
Das wollt‘ ich heute sagen.
Amen
Dr, Reinhard Olma
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Dienstag, 4. März 2025, 19:00
Andacht mit Austausch
Gespräche am Jakobsbrunnen
11. März 2025
Prof'in Dr. Dr. h.c. Dorotha Sattler,
Direktorin des Ökumenischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, neuestes Buch: Frauen im Amt. Ein Weg zu einer Erneuerung der Kirche (Herder 2024)
8. März 2025 14:00 -18:00
52. Wir sind Kirche-Bundesversammlung online
"Wie Frauen die Kirche ändern..."
mit Birgit Mock, Vizepräsidentin des ZdK und Mitglied des Synodalen Ausschusses, Co-Leitung der Kommission zur Evaluation der Umsetzung der bisherigen Beschlüsse des Synodalen Wegs
Zu euch, die ihr zuhört, sage ich:
Liebet, die euch feindlich gegenüberstehen, und tut Gutes denen, die euch hassen. Heißt die willkommen, die euch fluchen, und betet für die, die euch schlecht behandeln.
Wenn dich jemand auf die eine Wange schlägt, halte auch die andere Wange hin, und wenn jemand dein Obergewand wegnimmt, kämpfe nicht für das Untergewand. Gib allen, die dich bitten, und fordere von denen, die von dir nehmen, nichts zurück. Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun, so sollt auch ihr ihnen tun. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben – welchen Dank erhaltet ihr dann? Denn auch diejenigen, die Unrecht tun, lieben die, die sie lieben. Wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes getan haben, welchen Dank erwerbt ihr euch? Diejenigen, die Unrecht tun, verhalten sich auch so. Und wenn ihr denen ausleiht, von denen ihr hofft, zu erhalten, welchen Dank erhaltet ihr? Auch diejenigen, die in Unrecht verstrickt sind, leihen ihresgleichen, damit sie gleichermaßen auch erhalten.
Jedoch: Liebet eure Feinde und Feindinnen, tut Gutes und leiht aus, ohne etwas zu erhoffen! Dann wird eure Vergütung groß sein, und ihr werdet Söhne und Töchter des Höchsten, denn auch Gott wendet sich gütig den Ungütigen und Bösen zu. Habt Mitleid, wie auch Gott mit euch leidet. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Verurteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet. Sprecht frei und ihr werdet freigesprochen! Gebt und Gott wird euch geben. Was dann in euren Schoß fallen wird, ist wie ein gutes Maß Getreide, voll gedrückt, gerüttelt, überfließend! Denn mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird Gott euch im Gegenzug abmessen.
Lk 6,27-38 Bibel in gerechter Sprache
Mit dem Maß, mit dem ihr messt…
Oje, was wird uns da zugemutet! „Liebt, die euch feindlich gegenüberstehen, und tut Gutes denen, die euch hassen.“ Na so weit kommt‘s grade noch! Wir haben doch nun wirklich genug damit zu tun, den Menschen Gutes zu tun, denen wir nahestehen.
Und weiter: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Verurteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet. Sprecht frei und ihr werdet freigesprochen!“ Ja geht’s noch? Wir brauchen doch Gerichte, Verbrecher müssen doch bestraft werden! Wie soll denn menschliches Zusammenleben sonst gelingen?
Der tröstliche Spruch „Gebt und Gott wird euch geben“ klingt ja recht nett, aber das ist doch eine bloße Vertröstung, zu schön, um wahr zu sein! Es gibt genug Beispiele, wo der Gebende der Gelackmeierte ist und in die Röhre guckt. Es gibt genug Beispiele, wo der Freigesprochene sich eins ins Fäustchen lacht. Es gibt genug Beispiele, wo der mir feindlich Gesinnte erst recht zuschlägt, wenn ich ihm entgegenkomme.
Also lassen wir’s doch, das ganze christliche Gesums. Mit dieser Moral ist kein Staat zu machen!
So, damit wären wir in der Realität angelangt. Wer gegen mich ist, den werde ich niederzumachen versuchen, nur das hält ihn in Schranken. Wer mich schlägt, den haue ich kräftig zurück, nur dann hört er doch auf. Soll ich mich denn weiter verdreschen lassen? Und wenn mir jemand was wegnimmt, das geht gar nicht, dagegen werde ich mich mit allen Mitteln zur Wehr setzen. Und ja, ich habe genug mit mir und meiner Familie zu tun, als dass ich noch anderen was geben könnte; sollen sie doch selber schauen, wie sie zurechtkommen. Und natürlich muss der verurteilt werden, der mir Unrecht getan hat, das ist sozusagen mein gutes Recht; freisprechen? lächerlich!
Jetzt müssen wir uns freilich fragen: „Ist denn mit dieser Einstellung Staat zu machen?“ Dann sind wir doch beim Recht des Stärkeren, schließlich gar beim Unrecht der Autokraten und Diktatoren, die sich selber in den Vordergrund stellen, nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind und letztlich niedermachen, wer gegen sie ist. Es gibt auch hier genug Beispiele nicht nur aus der Vergangenheit, sondern leider auch aus unserer Gegenwart.
Und da fällt mein Blick auf den letzten Satz des heutigen Evangeliums: „Mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird Gott euch im Gegenzug abmessen.“ Oder, wie es in der Einheitsübersetzung heißt: „Nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.“ Wir müssen gar nicht Gott bemühen, um zu verstehen, was Sache ist.
Worum geht es also? „Liebt, die euch feindlich gegenüberstehen.“ Ich muss einen Menschen, der mir feind ist, nicht überschwänglich umarmen, aber ich muss ihm die Stelle zugestehen, die ihm als Mensch zusteht, auch wenn er ganz andere Vorstellungen hat als ich – das ist Liebe. Tu ich das nicht, dann bin ich nicht besser als er. Vergeltung oder gar Rache schmälern auch die eigene Lebensqualität. Wie soll das Leben ohne Vergebung und Versöhnung weitergehen? „Gib allen, die dich bitten, und fordere von denen, die von dir nehmen, nichts zurück.“ Den Menschen in der dritten Welt, die wir aus der ersten Welt jahrhundertelang ausgebeutet und darauf unseren Wohlstand gegründet haben, zu geben, was sie heute brauchen, ist eine selbstverständliche Wiedergutmachung – und kostet uns weniger, als wenn sie zu uns kommen und hier ein gesichertes Leben einfordern; ohne Schuldenerlass werden viele Länder aber auf keinen grünen Zweig kommen. „Verurteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet.“ Wir sind schnell dabei, andere zu verurteilen, die sich nicht an unsere Regeln halten, aber wir fordern für uns, dass wir uns frei entfalten können und dass das jede*r akzeptiert; schließlich haben wir ja recht.
Lassen wir uns doch einmal darauf ein, darüber nachzudenken, mit welchem Maß wir messen – und was und blüht, wenn wir an diesem Maß gemessen werden… Ja, was uns der Mann aus Nazaret zumutet, ist eine Utopie, also etwas, was nirgends verwirklicht wird. Wir alle sehnen uns aber danach, dass diese Utopie wenigstens ein Stückweit Wirklichkeit wird; denn dann könnte Leben besser gelingen. Es ist ein Traum, den wir träumen, es ist eine Hoffnung, die uns im Innersten hält. Träumen wir doch gemeinsam!
„Wenn eine*r alleine träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, so ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit“ (Dom Hélder Câmara, Bischof aus Brasilien).
Magnus Lux
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 18. Februar 2025
Prof. Dr. Ulrich Lüke, Priester, Lehrer, Biologe und emeritierter Theologie-Professor, Münster:
"In Gottes Hand.Glaube in Krankheit und Leid - Erfahrungen eines Krankenhauspfarrers"
8. März 2025 14:00 -18:00
52. Wir sind Kirche-Bundesversammlung online
"Wie Frauen die Kirche ändern..."
mit Birgit Mock, Vizepräsidentin des ZdK und Mitglied des Synodalen Ausschusses, Co-Leitung der Kommission zur Evaluation der Umsetzung der bisherigen Beschlüsse des Synodalen Wegs
Anlässlich des besonderen Festes "Kathedra Petri" ein Sonntagsbrief außer der Reihe
Die Ältesten unter euch möchte ich nun um etwas bitten. Ich selbst bin auch Ältester, bin Zeuge des Leidensweges Christi geworden und ich habe teil an dem Glanz Gottes, der offenbar wird. Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, ohne eure Obhut aus Pflichterfüllung auszuüben, sondern freiwillig, weil es Gott gefällt. Ihr sollt diese Aufgabe auch nicht übernehmen, weil ihr euch einen Gewinn versprecht, sondern aus innerem Antrieb heraus. Ihr sollt nicht Aufsicht führen wie die, die über ihr Eigentum gebieten, sondern ihr sollt eure Aufgabe so ausführen, dass ihr Vorbilder werdet für die Herde. Und wenn der erste Hirte von allen für alle sichtbar geworden ist, werdet ihr den glänzenden Siegeskranz erlangen, der nie verwelkt.
1 Petr 5, 1-4 Bibel in gerechter Sprache
Als Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und Jüngerinnen: „Was sagen die Menschen, wer der himmlische Mensch sei?“ Sie antworteten: „Manche sagen: Johannes der Täufer, andere: Elija, noch wieder andere: Jeremia oder noch eine andere prophetische Person.“ Er sagte zu ihnen: „Und für wen haltet ihr mich?“ Simon Petrus sagte: „Du bist der Messias, der Sohn Gottes, der Lebendigen.“ Jesus antwortete ihm: „Selig bist du, Simon Barjona, weil dir das nicht Fleisch und Blut offenbart hat, sondern Gott, für mich Vater und Mutter im Himmel. Und ich sage dir: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen. Die Tore der Totenwelt sollen sie nicht überwältigen. Ich gebe dir die Schlüssel zur Welt Gottes. Was du auf der Erde bindest, soll im Himmel gebunden sein, was du auf der Erde löst, soll im Himmel gelöst sein.“
Mt 16, 13-19 Bibel in gerechter Sprache
Kathedra Petri
Das Fest Kathedra Petri – Petri Stuhlfeier. Wie bitte? Ja, richtig gehört! Der „Heilige Stuhl“ ist ein völkerrechtliches Subjekt der besonderen Art: keine Staatsmacht, kein Staatsgebiet, kein Staatsvolk, sondern die Verkörperung der obersten Leitungsorgane der katholischen Kirche mit ihrem Zentrum, dem Papst. Und der Papst ist ja der Nachfolger des Petrus, des ersten Papstes, des „Apostelfürsten Petrus“ – über diesen Titel hätte sich der kleine Fischer aus Betsaida wohl sehr gewundert. Wehe, es denkt bei der Festlichkeit jemand an „heiligen Stuhlgang“! So freilich hat es ein früherer Pfarrer in unserer Gemeinde immer genannt. Und wer der Kathedra Petri bewundernd und andächtig begegnen möchte, kann das im Petersdom tun. Dort sitzt Petrus als Bronzefigur auf einem Marmorthron über einem Marmorsockel, wohl um den Machtanspruch der Päpste sehr augenscheinlich darzustellen. Aber bitte den linken Fuß streicheln, der rechte ist im Laufe der Jahrhunderte bis zur Unkenntlichkeit verstreichelt worden.
Heiliger Bimbam, Patron der Glocken! Wer kennt sie nicht, diese „feierliche Anrufung“, wenn es wieder einmal darum geht, sich über die Inflation des Heiligen in der Kirche lustig zu machen. Ist in Rom doch alles „heilig“, angefangen vom „Heiligen Vater“ – verstörend, denn im NT steht: „Niemand von euch soll sich Vater nennen, denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel“ (Mt 23,9). Macht nichts, so genau nehmen wir’s nicht. Es heißt ja im Hochgebet schließlich auch: „In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, immer und überall zu danken…“ Ach so, damit ist Gott gemeint – ursprünglich jedenfalls. Interessant ist, dass beim Schreiben des Begriffs „heiliger Vater“ in diesem Zusammenhang das Wort „heilig“ doppelt blau unterstrichen ist; es wird also korrekterweise erwartet: „Herr, Heiliger Vater…“ Und der „Heilige Vater“ hat wieder einmal die „Heilige Pforte“ für ein „Heiliges Jahr“ geöffnet. Und Rom war „not amused“, dass in einigen Diözesen auch eine „Heilige Pforte“ geöffnet wurde, das steht offenbar nur dem Heiligen Vatikan zu. Und der nennt den Beichtstuhl „Heilige Pforte für die Seele“. Na wenn das nichts ist! Da fällt mir der alte Buchtitel ein: Vorwärts, Kameraden, wir müssen zurück!“
Und da bin ich beim Thema: Wir müssen zurück! – aber nicht bis 1870 zur Verkündung (nicht zu verwechseln mit dem Wort Verkündigung!) der Unfehlbarkeit, wo sich ein Mensch anmaßt, in Glaubens- und Sittenfragen unfehlbar zu sein – entgegen der Lehre vom sensus fidei fidelium, dem Glaubenssinn der Glaubenden, wie sie schon Paulus vertritt: „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt“ ( 1Kor 12,7). Wir müssen zurück – aber nicht bis 1870 zur Verkündung des Primats: Der Papst besitzt die volle, höchste, unmittelbare und universelle Gerichtsbarkeitsgewalt zur Leitung der Kirche. Und so werden die Diözesen weltweit gern „Teilkirchen“ genannt. „Roma locuta, causa finita – Rom hat gesprochen, der Fall ist entschieden.“ Basta, Widerspruch zwecklos! Die Bischöfe werden damit als austauschbare Abteilungsleiter des Papstes gesehen – und so behandelt. Da denke ich an ein Wort von Shakespeare: „Cäsar wär kein Wolf, wenn ernicht säh, die Römer sind nur Schafe.“
Doch die Weltkirche setzt sich aus den verschiedenen „Ortskirchen“ mit ihrem jeweiligen Bischof zusammen, dessen Leiter der Bischof von Rom ist. Jaja, römische Weltkirche, aber erst, seit die lateinische Kirche sich als die einzig wahre bezeichnet und der Papst somit der verbleibende Patriarch des Westens ist. Die Alte Kirche kannte seit dem Konzil von Chalcedon 451 eine Rangfolge der fünf wichtigsten Patriarchate: Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem. Es ist doch immer gut, die Geschichte der Kirche nicht aus dem Auge zu verlieren. Darauf weist eine Anekdote hin: Ein katholischer Theologe und ein Rabbi unterhalten sich. Fragt der Rabbi: Was macht ihr Katholiken eigentlich mit jemandem, der anderer Meinung ist? Strikte Antwort: Anathema sit! (der sei ausgeschlossen, wörtlich: verflucht). Fragt der Katholik: Und was macht ihr? Der Rabbi darauf verschmitzt: Oh, wir heben die andere Meinung auf; vielleicht brauchen wir sie ja später noch einmal.
Stimmt! Vielleicht brauchen wir sie noch. Wie heißt es im 1. Petrusbrief: „Hütet die Herde Gottes ... Ihr sollt nicht Aufsicht führen wie die, die über ihr Eigentum gebieten, sondern ihr sollt eure Aufgabe so ausführen, dass ihr Vorbilder werdet für die Herde.“ „Hierarchie = heilige Herrschaft“ – wie verträgt sich diese Bezeichnung mit dem Begriff „ministerium = Dienst?“ Ist der von Franziskus verwendete Begriff „synodale Kirche“ nicht eher zutreffend: eine Kirche, die Gemeinde des Herrn, die sich gemeinsam auf den Weg macht? Ein Vergleich der Einheitsübersetzung mit der Bibel in gerechter Sprache gibt uns einen weiteren Hinweis. Dort heißt es: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Und hier: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.“ „Ecclesía kyriaké“ ist die „Gemeinde des Herrn“; aber als „Kirche“ wurden jahrhundertelang die Kleriker verstanden (obwohl im NT alle Getauften Kleriker, d.h. von Gott Erwählte sind), zu den „Laien = Mitglieder des Volkes Gottes“ rechneten sie sich nicht; die Laien waren plebs sancta, der heilige Pöbel. Es war schon ein Fortschritt, als von „lehrender“ und „hörender“ Kirche die Rede war.
Nun, welche Bedeutung hat nach jahrhundertelangem Streit in der Kirche die Rede von Petrus als dem Felsen, als dem ersten Papst für uns heute? Auch da tun wir gut daran, uns nicht auf die Machtansprüche, ja Weltmachtansprüche vieler Päpste durch alle Jahrhunderte zu beschränken, sondern zurückzugehen bis in die urchristliche Zeit. Schon die Rede von Petrus als dem ersten Papst ist anachronistisch, weil heutiges Verständnis in die damalige Situation übertragen wird. Den Titel „Papst“ trägt seit alters der Leiter der koptisch-orthodoxen Kirche in Ägypten, für den Bischof von Rom ist er von Gregor VII. 1075 festgelegt worden. Päpste und Gegenpäpste lagen immer wieder im Wettstreit; 1414 setzte das Konzil von Konstanz drei Päpste ab und wählte Martin V. Mit Benedikt XVI. trat nach vielen Jahrhunderten wieder einmal ein Papst freiwillig zurück; er entzauberte den Mythos, den Johannes Paul II. bis zu seinem Tod aufrechterhalten hat: auch Jesus sei nicht von seinem Kreuz herabgestiegen.
Die Antwort auf die Frage: Brauchen wir heute überhaupt noch einen Papst? ist eindeutig: Ja! Auf Petrus, den Felsen, baut Jesus, den wir als den Christus bekennen, seine Kirche auf: seine Kirche, seine Gemeinde. Und so ist der Petrusdienst immer ein Dienst an den Menschen; denn „der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Mk 10,45). Petrus, der Petrusdienst „bindet“ uns an die Notwendigkeit der Umkehr und Buße und „löst“ uns von Schuld. Der Papst ist der Diener, ja der Garant der Einheit aller Christen und Christinnen. Wie kann er vom „Stolperstein“ zum „Eckstein der Ökumene“ werden? Bei katholisch.de können wir am 2.1.2025 lesen: Das vatikanische Dokument „Der Bischof von Rom“ wirbt für ein neues Verständnis und eine andere Ausübung des Papstamtes, mit der der Papst künftig von anderen christlichen Kirchen als Ehrenoberhaupt akzeptiert werden könnte. Es hebt drei Prinzipien für den weiteren ökumenischen Dialog hervor: Erstens den „Primat der Ehre, ähnlich wie im ersten Jahrtausend“. Ein weiteres Prinzip: „Synodale Entscheidungsprozesse“ als Gegengewicht zur zentralisierten Autorität. Und ein drittes: die „Subsidiarität“: Entscheidungen sollten so weit wie möglich auf lokaler Ebene getroffen werden, wobei der Primat nur eine vermittelnde und unterstützende Rolle spielt.
Der Petrusdienst könnte ein neues Gesicht bekommen, ja, er muss es bekommen, wenn Kirche im 3. Jahrtausend eine Zukunft haben soll. Nicht „Ein Haus voll Glorie schauet“ kann das Leitmotiv sein, sondern vielmehr: „Geh mit uns auf unserm Weg“.
Magnus Lux
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 18. Februar 2025
Prof. Dr. Ulrich Lüke, Priester, Lehrer, Biologe und emeritierter Theologie-Professor, Münster:
"In Gottes Hand.Glaube in Krankheit und Leid - Erfahrungen eines Krankenhauspfarrers"
8. März 2025 14:00 -18:00
52. Wir sind Kirche-Bundesversammlung online
"Wie Frauen die Kirche ändern..."
mit Birgit Mock, Vizepräsidentin des ZdK und Mitglied des Synodalen Ausschusses, Co-Leitung der Kommission zur Evaluation der Umsetzung der bisherigen Beschlüsse des Synodalen Wegs
Als er mit ihnen hinuntergestiegen war, stellte er sich auf einen ebenen Platz. Da war eine große Schar seiner Jüngerinnen und Jünger und viel Volk aus ganz Judäa und Jerusalem, sowie aus dem Küstenstreifen von Tyrus und Sidon. Die waren gekommen, um ihn zu hören und um geheilt zu werden von ihren Krankheiten. Die von unreinen Geistern Gequälten wurden geheilt, und die ganze Menge wollte ihn berühren, denn Kraft strömte aus ihm und heilte alle. Er richtete seinen Blick auf seine Jüngerinnen und Jünger und sprach:
„Glücklich seid ihr Armen, denn die Herrschaft Gottes ist auf eurer Seite!
Glücklich seid ihr Hungrigen, denn ihr werdet satt werden!
Glücklich seid ihr Weinenden, denn ihr werdet lachen!
Glücklich seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und euch ausgrenzen, euch beschimpfen und meinetwegen eure Namen aus der Gemeinschaft streichen.
Freut euch an jenem Tag und jubelt, seht: Euer Lohn wird groß sein im Himmel, denn so haben eure Vorfahren stets an den Propheten und Prophetinnen gehandelt!
Jedoch: Euch Reichen wird es schlecht ergehen, ihr verliert euren Trost!
Ihr, die ihr euch jetzt voll gestopft habt: Euch wird es schlecht ergehen, ihr werdet noch hungern.
Ihr, die ihr jetzt lacht: Euch wird es schlecht gehen, ihr werdet noch trauern und klagen!
Euch wird es schlecht ergehen, wenn alle Menschen gut von euch reden, denn so haben eure Vorfahren stets von den Lügenpropheten gesprochen."
Lk7, 17-26 Bibel in gerechter Sprache
Solidarität nach unten provoziert die Hartherzigen
Ich bewundere, was diese Frau wagt. Die erste Bischöfin der Kirche von Washington, Mariann Budde, Tochter schwedischer Eltern, geboren in Indiana, herausgekämpft aus schwierigen Verhältnissen, liest dem allmächtigsten Mann sanft, klar und überzeugt die Leviten. Der glaubt, von Gott gerettet und gesandt zu sein, um sein Land großartig zu machen. Sie hält eine moderne „Feld-Predigt“. Zuerst gelte, Einheit beruht auf Würde, Ehrlichkeit, Bescheidenheit. Sie bittet den grimmig schauenden Präsidenten um Erbarmen mit immigrierten Armen, die ernten, reinigen, putzen, tellerwaschen, pflegen, Steuern zahlen und überwiegend gute Nachbarn seien. Sie bittet um Gnade und fällt - in Ungnade. Wie 2020, als sie sich empörte, dass der nach dem Tod von George Floyd durch einen Polizisten mit der Bibel posierte, während er erwog, Black-Lives-Matter-Protest mit Tränengas zu bekämpfen. Konflikte haben Offenbarungscharakter. Immer wenn Prophetische auf Falschmünzer stoßen, wird im Zusammenprall der Gegensatz von Wahrheit und Lüge offenbar. Nur braucht es dazu Menschen, die keine Konflikte scheuen. Sie solle sich entschuldigen für ihren „bösen Ton“, sagt ausgerechnet der Trampel Trump.
In seiner „Feld-Rede“ tritt Jesus eindeutig auf die Seite der Schwächeren. Als Zeichen seiner Volksnähe steigt er vom Berg herab, redet auf Augenhöhe mit Menschen aus Judäa, Jerusalem, von der Küste. Die große Schar seiner Jünger*innen wird Augenzeuge seiner Solidarität nach unten. Nichts anderes lebt die Bischöfin Mariann Budde. Würde sie damit nicht Anstoß erregen, könnte sie gleich den Evangelikalen beitreten, die kritiklos einen Schwall Segen herabrufen auf einen Krawall-Präsidenten, der großspurig eine „Goldene Ära“ auf Kosten der Ärmsten verspricht. Prophet*innen sind anstößig im guten Sinn des Wortes. Jesus ist die Quintessenz dessen, was das Magnificat als Umsturz falscher Ordnungen ankündigt. Was Gott missfällt, wird keinen Bestand haben. Soziale Kälte darf nicht regieren.
Erst im Nachhinein begreifen die Jünger Jesu, wem sie da gefolgt sind: „Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk (Lukas 24,19). Das Prophetische hat bei Jesus Vorrang vor dem Priesterlich-Liturgischen. Wer sich an ihm orientiert, darf kein Leisetreter sein. Harmonie darf nicht zum Höchstwert avancieren. Jesu Mut hat den höchsten Preis zu zahlen. Da reihen sich Jesu Sätze ein vom Schwert und von der Scheidung der Geister. Das redet nicht Gewalt und Spaltung das Wort, sondern greift genau Gewalt und Spaltung auf als Dissonanzen mit Gottes Hauptgeboten, die durch „Erbarmen“, „Liebe“ und „Vergebung“ glänzen. Dissonanzen können nur durch Güte und Gerechtigkeit beseitigt werden. Ich liebe das Prophetische im Christentum.
Jesus macht Hoffnung, dass die Verabredungen geltender Rangordnungen und Werte vor Gott hinfällig sind. Er schneidet Ressentiments den Weg ab in den Traum von finaler Revanche. Gotteszorn-Tendenzen schlagen (leider) in Fluch-Psalmen und in der johanneischen Apokalyptik durch. Jesus hält keine Drohreden, weil er nicht vom Zorn Gottes ausgeht. Stattdessen wirbt er für Feindesliebe, die Goldene Regel (Lk 6,31), Verzicht auf Verurteilen, Erbarmen. Selig zu preisen seien also die im Dunklen: Arme, Hungernde, Trauernde, Außenseiter. Verfolgten Propheten ähnlich, die Jesus anführt, um die Herrschaftsclique in ihrer Verachtung für das Volk zu entlarven. Ein Wehe schleudert der Provokateur der Hartherzigen Reichen, Satten, (Sich-ins-Fäustchen-) Lachenden, fälschlich Hymnisch-Gelobten hin. Diese glichen bigotten Propheten, welche die Interessenpolitik der Mächtigen unterstützen und dafür gut und profitabel wegkommen. Sie werden bei Hof, bei Tisch, im Kapitol geduldet. Kritik am System ist Narrensache. Propheten sind Narren, stets in Lebensgefahr, wenn sie nicht rechtzeitig fliehen.
Was für einen Mut bieten unsere Bischöfe? Sie schweigen kleinlaut, selbst wenn sie vom Papst um „mutige Vorschläge“ zur Reform gebeten werden. Fällt ihnen am Ende nichts ein? Am Ärgsten finde ich, wenn sie, wie bei sexuellem oder spirituellem Missbrauch, nur aktiv werden, um ihren Laden zu hüten anstatt sich um die Opfer zu kümmern. Solche „Ladenhüter“ - bitte im doppelten Wortsinn! - braucht die Welt wirklich nicht. Darüber scheinen Bischöfe im Amt vergessen zu haben, dass sie sich ihre Autorität im Volk erst verdienen müssen. Mit liturgischen Hochämtern verfehlt man allerdings das Prophetische Jesu. Das provoziert eine kalte, unsoziale Machtpolitik mit einem glühenden Eifer für sein ganz anderes Reich. Wir sind mit einer angstmildernden Hoffnung über den Tod hinaus beschenkt.
Wir sehen, wie Predigt und Segen vereinnahmt, politisch missbraucht werden, wenn etwa ein Patriarch Kyrill den Kriegstreiber Putin oder Schwalllobhudler den Populisten und notorischen Lügner Trump als „Erlöser“ preisen. An ihren Früchten werden sie erkannt werden. Wer Städte verwüsten oder Menschen massenhaft deportieren oder normieren will und auf Rachefeldzug geht, gleicht eher dem kahlen Strauch auf Wüstenboden als dem gut verwurzelten Baum am Wasser, grün, fruchtbar und ein Segen für die Bewohner des Landes. Wir aber sind jederzeit eingeladen, Solidarität nach unten zu leben - im Sinn der Seligpreisungen. Hoffnung hört auf die Seufzer der kleinen Leute.
Einen schönen solidarischen Sonntag wünscht
Günther M. Doliwa, 24.1./2.2.2025
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 18. Februar 2025
Prof. Dr. Wolfgang Beinert (Foto: Dr. Christian Eckl), emeritierter Professor für Dogmatik an der Universität Regensburg, war Assistent bei Joseph Ratzinger und hat sich bei ihm habilitiert.
Thema: Die Form der Reform - Anmerkungen zur Lage und Lehre der Kirche
Sein aktuelles Buch: "Die Form der Reform"
Auch die Tage ihrer Reinigung vollendeten sich nach der Tora des Mose, und sie brachten ihn nach Jerusalem in den Tempel, um ihn der LEBENDIGEN vorzustellen, – wie in der Tora der LEBENDIGEN geschrieben steht: „Alle männliche Erstgeburt soll der LEBENDIGEN heilig heißen.“ – und um ein Opfer zu bringen nach der Bestimmung in der Tora der LEBENDIGEN: „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.“
Und seht, in Jerusalem war ein Mann mit Namen Simeon. Er war gerecht und treu, denn er erwartete Trost für Israel, und immer wieder kam heilige Geistkraft über ihn. Von der heiligen Geistkraft war er darin bestärkt worden, dass er nicht sterben werde, bevor er Christus, den Gesalbten der LEBENDIGEN, gesehen hätte. Und er ging immer wieder voller Geistkraft in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus hereintrugen, um zu tun, was die Tora in Bezug auf das Kind verlangte, nahm er es auf die Arme und lobte Gott mit den Worten:
„Jetzt lässt du deinen Sklaven
in Frieden ziehen, Herr, gemäß deinem Wort.
Meine Augen haben das Rettende gesehen,
das du vor allen Stämmen Israels bereitet hast:
Licht zeigt sich den Völkern
und Glanz deines Volkes Israel.“
Sein Vater und seine Mutter staunten darüber, was über ihr Kind gesagt wurde. Simeon segnete sie und sprach zu Maria, der Mutter des Kindes: „Siehe, dieser ist bestimmt, viele in Israel zum Fallen und zum Aufstehen zu bringen, und zu einem Zeichen, das Widerspruch herausfordert – auch dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen – damit die Gedanken aus vielen Herzen enthüllt werden.“
Hanna war eine Prophetin, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war sehr alt. Als junge Frau war sie sieben Jahre verheiratet gewesen, danach blieb sie Witwe bis ins hohe Alter von 84 Jahren. Sie ging nicht vom Tempel fort, sondern tat kultischen Dienst mit Fasten und Beten, Tag und Nacht. Und genau zu dieser Stunde stand sie da, pries Gott und sprach darüber zu allen, die die Befreiung Jerusalems erwarteten. Nachdem sie alles nach der Tora der LEBENDIGEN erfüllt hatten, kehrten sie zurück nach Galiläa, in ihre Stadt Nazaret. Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und die Gnade Gottes lag auf ihm.
Lk 2,22-40, Bibel in gerechter Sprache
Mir geht ein Licht auf!
Mir geht ein Licht auf / jetzt sehe ich klarer / ich blicke es jetzt.
Wir kennen das aus eigener Erfahrung, dass sich plötzlich etwas ereignet, dass alles in einem anderen Licht erscheint.
Eine Frau, Hannah, und ein Mann, Simeon, kommen zum gleichen Ergebnis. Ihnen geht ein Licht auf, sie sehen Veränderungen kommen. Und das geht nicht ohne Reibereien. Es wird zu Konflikten mit der Obrigkeit kommen und die Führung des Landes wird zurückschlagen. „– ein Schwert wird auch dein Leben durchdringen“ lässt Lukas Simeon zu Maria sagen.
Dabei ist doch vermeintlich alles geklärt. Wir alle sind doch gleich.
Jesus ein Mensch wie Du und ich, deshalb nennt er uns Schwestern und Brüder. Da gibt es keine Unterschiede: weiblich, männlich, divers, schwarz, weiß, gelb rot, arm, reich, Geflüchtete, Einheimische, Gläubige, Ungläubige, :Geschwister eben.
Bleibt die Frage: Warum dann diese Konflikte und diese Abgrenzungen?
Wir konnten es letzte Woche life verfolgen: Die Vereidigung von Donald Trump zu 49. Präsidenten der USA. Mir ging dabei ein Licht auf in Form von vielen Alarmlampen.
Und am Mittwoch im Bundestag: Feierstunde für die Opfer des Holocaust und unmittelbar danach Debatte und Abstimmung über Anträge, die mit Stimmen der AFD eine Mehrheit fanden. Und meine Alarmlampen sind nicht weniger geworden.
Und dann dagegen dieser Text von der Darstellung des Herrn. Wie passt das zusammen?
„Immer wieder stoßen wir auf die Tatsache, dass die Evangelien eben nicht historisch exakte Daten vortragen wollen. Sie haben eine Verkündigungsabsicht. Sehen wir dies, so lösen sich die Probleme.“ So Antonio Alvarez Waldes in „Neues aus der biblischen Schatzkiste“ Teil 1.
Und diese Verkündigung begeistert, sie öffnet die Augen. Diese gute Nachricht ist so überzeugend, dass, Hannah eine alte Frau und Simeon, ein alter Mann, überzeugt sind, dass sich etwas bewegen wird in der Gesellschaft.
Heute nennen wir so etwas „Transformation“.
In der Wirtschaft,
in der Energieerzeugung,
in der Sicht auf Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung,
in der Akzeptanz, dass Wohlstand nur Bestand hat, wenn er geteilt wird
in der Kirche, wo weltweit immer klarer wird, dass Mitbestimmung, dass Mitwirkung, dass Synodalität der einzige Weg der Zukunft ist.
Jimmy Carter, am 29.12.24 gestorben hat 2018 ein Buch herausgegeben: „Glaube: eine Reise für alle“ Darin schreibt er, dass Christen aufgefordert sind „sich in das Leben der Welt einzumischen.“
Ich glaube, ohne EINMISCHEN geht es nicht und dabei dürfen wir der Kraft des Heiligen Geistes trauen. Das sind positive Aussagen für die Zukunft. Sonst hätte es Lukas nicht aufgeschrieben. Und 2025, ungefähr 2000 Jahre später, lesen wir immer noch diese Texte.
Mischen wir uns „in das Leben der Welt“ ein, weil wir alle Brüder und Schwestern sind.
Weil wir frei, gleich und geschwisterlich sind.
Wenn das nicht Grund zum Leuchten ist.
Deshalb können wir auch „Lichtmess“ feiern.
Machen wir uns auf und werden wir Licht.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten, lichterfüllten Sonntag.
Hans Bürgstein
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 4. Februar 2025
Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe, römisch-katholischer Priester, Theologe und Kirchenrechtler in München. Autor u.a. von "Missbrauchte Kirche" und "Gewollt. Geliebt. Gesegnet". seit Dezember 2024 Mitglied des Betroffenenbeirates bei der Deutschen Bischofskonferenz
Dienstag, 18. Februar 2025
Prof. Dr. Wolfgang Beinert (Foto: Dr. Christian Eckl), emeritierter Professor für Dogmatik an der Universität Regensburg, war Assistent bei Joseph Ratzinger und hat sich bei ihm habilitiert.
Thema: Die Form der Reform - Anmerkungen zur Lage und Lehre der Kirche
Sein aktuelles Buch: "Die Form der Reform"
Nächste Online Andacht: Dienstag, 11. Februar 2025, 19:00 Uhr
Jesus kehrte voller Geistkraft nach Galiläa zurück und man redete von ihm in der ganzen umliegenden Landschaft. Er lehrte in ihren Synagogen, und alle schätzen ihn sehr. Als er nach Nazaret kam, wo er aufgewachsen war, ging er wie immer am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen. Und es wurde ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja gegeben, und als er sie auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben stand:
Die Geistkraft der Lebendigen ist auf mir, denn sie hat mich gesalbt, den Armen frohe Botschaft zu bringen. Sie hat mich gesandt, auszurufen: Freilassung den Gefangenen und den Blinden Augenlicht! Gesandt, um die Unterdrückten zu befreien, auszurufen ein Gnadenjahr der Lebendigen!
Als er die Buchrolle geschlossen hatte, gab er sie dem Diener und setzte sich. Die Augen aller Menschen in der Synagoge waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Und er begann zu ihnen zu reden: »Heute hat sich diese Schrift in euren Ohren erfüllt.«
Lk 4,14-21 Bibel in gerechter Sprache
Programm
Dieser Sonntagsbrief ist der erste nach der Inauguration von Donald Trump, die manche als Beginn einer neuen Zeitrechnung bezeichnen. Zu seinem Programm gehört, dass Superreiche durch Steuererleichterungen entlastet werden, dass die Freiheit der Libertären noch weniger durch Rücksichtnahme tangiert wird, dass Strafverfolger und politische Gegner inhaftiert werden, dass Menschen aus dem Land vertrieben werden, dass das bestehende politische System in einer grossen Disruption erneuert wird, und einiges andere mehr.
Wie anders das Programm, das der Evangelist Lukas an den Beginn der Wirkungszeit Jesu stellt, direkt nach die Berichte von der Taufe im Jordan und der Versuchung in der Wüste. Auch hier geht es um Freiheit, aber für die Unterdrückten, es geht um Gefängnisse, die aber geöffnet werden sollen, und natürlich und zuallererst um Besitz, aber als Botschaft, dass diejenige in den Blick kommen und sich freuen werden, die nichts haben. Jesus will auch nichts disruptiv hinwegfegen. Sein Programm steht schon bei Jesaja, und davor sinngemäss in den fünf Büchern Mose, und ebenso bei vielen Theologinnen und Theologen der zweitausendjährigen Kirchengeschichte. Es ist das Programm Gottes, seit Menschen miteinander glauben und füreinander beten. Seit jeher sollen wir unsere Zeit – unseren heutigen Tag und unser Jahr – zu einer Gnadenzeit Gottes, der Lebendigen, machen.
Mit Blick auf das politische System in Deutschland und die Bundestagswahl ist es richtig und wichtig, dass die Kirchen keine Wahlempfehlung abgeben. Als Christinnen und Christen haben wir aber das Programm Gottes, dessen Schwerpunkte Lukas, Jesaja, Jesus und andere formuliert haben. Es handelt immer von Armen, Ausgegrenzten und Unterdrückten – und es liegt mit an uns, dass „heute“ ein Gnadenjahr werden kann.
Einen segensreichen Sonntag wünscht Ihnen
Tobias Grimbacher
Wir sind Kirche unterstützt die ökumenische Initiative „Für alle. Mit Herz und Verstand“ zur Bundestagswahl 2025.
Für Demokratie und Menschenwürde
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 28. Januar 2025
PD Dr. phil. Dr. theol. Michael Rasche, war katholischer Priester und Professor für Philosophie, Autor des Buches "Bekenntnisse. Auflösung eines katholischen Lebens"
Dienstag, 4. Februar 2025
Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe, römisch-katholischer Priester, Theologe und Kirchenrechtler in München. Autor u.a. von "Missbrauchte Kirche" und "Gewollt. Geliebt. Gesegnet". seit Dezember 2024 Mitglied des Betroffenenbeirates bei der Deutschen Bischofskonferenz
Nächste Online Andacht: Dienstag, 11. Februar 2025, 19:00 Uhr
7. März 2025 von Sigrid Grabmeier
Erfüllt vom Heiligen Geist, kehrte Jesus vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.
Lk4, 1-13 Einheitsübersetzung
Der Teufel in Person
Wo ist der Heilige Geist bei Jesus? Innerhalb oder ein Gegenüber? Es steht geschrieben, Jesus sei erfüllt vom Heiligen Geist. Doch dieser Geist führt Jesus auch, und zwar in die Wüste für 40 Tage. Er ist Wesenskern von Jesus und zugleich Führungskraft! ist er also innen und außen zugleich? Nein, die heilige Geistkraft ist innen und Jesus beugt sich ihr zu, gibt ihr Autorität über sein Verhalten. Jesus ist authentisch er selber nur mit dem Heiligen Geist als Mitte seines Wesens.
Jetzt kommt der Teufel ins Spiel. Hier stelle ich dieselbe Frage: ist der Teufel innerhalb von Jesus oder außerhalb? Das griechische Wort im Original ist hier diábolos. Das ist spannend! Der Begriff diábolos kann sowohl Adjektiv als auch ein Nomen sein.
Ein Adjektiv haben wir auch mit ‚Eigenschaftswort' übersetzt gelernt. Als Adjektiv bedeutet diábolos verleumderisch oder fälschlicher Weise beschuldigend oder verdächtigend oder auch jemanden ungerechtfertigter Weise verklagend. Diábolos als Nomen ist offensichtlich die substantivierte Form des Adjektivs. In der Übersetzung ist üblich, diábolos mit Teufel zu übersetzen, wenn es im Text als Singular benutzt wird, wird es dagegen im Plural verwendet, wird es als Adjektiv übersetzt. Seine Eigenschaft macht also den Teufel aus: verleumdend und anklagend ist er! Er ist nicht wie Jesus eine komplexe Persönlichkeit sondern hat eine einzige Eigenschaft, sie allein macht komplett sein Wesen aus.
Dieses Wesen Teufel wird stark, weil Jesus schwach wird. Hunger quält ihn. Die Israeliten hatten wegen ihres Hungers einst gegen Moses, Aaron und Mirjam aufbegehrt, wollten lieber wieder „Sklaven des Pharao“ sein.
So ging es jetzt auch Jesus: er war durch den Hunger aus seiner Mitte verschoben, war anfällig geworden für Verführung. Deshalb noch mal meine Frage: ist der Teufel innerhalb von Jesus oder außerhalb? Ist der Teufel wie Jesus eine eigenständige Person? Ein Absolutes gar, das völlig unabhängig von der menschlichen Perspektive existiert? In allen mir bekannten Jesus-Verfilmungen kommt der Teufel als Person zu Jesus in die Wüste und spricht von Außen zu ihm!
Den Teufel zu personalisieren, ihn nach Außen zu projizieren, hat schon viel Unheil hervorgebracht. Wer wurde nicht in der Menschheitsgeschichte schon zu einem Teufel gemacht: Juden, Zigeuner, Muslime, Migranten, Lesben und Schwule, Transsexuelle und sehr lange Zeit Frauen; Opfer wurden zu Tätern umgedeutet. Das angeblich Böse wurde und wird immer noch allzu gerne auf ein Außen verschoben und zur Ausrottung freigegeben. Ein Sieg der Verführung!
Der Mensch stilisiert sich selbst zum Opfer einer außerhalb von ihm existierenden absoluten Macht, ist als sein Spielball ihm ausgeliefert und deshalb selber unschuldig! Ein Sieg der Verleumdung!
Innen sollen unsere Schlachten gegen das Böse stattfinden, nur dann hat der Kampf Aussicht auf Erfolg!
Ich wünsche eine gelingende Fastenzeit!
Johannes Brinkmann / Essen
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Gespräche am Jakobsbrunnen
11. März 2025
Prof'in Dr. Dr. h.c. Dorotha Sattler,
Direktorin des Ökumenischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, neuestes Buch: Frauen im Amt. Ein Weg zu einer Erneuerung der Kirche (Herder 2024)