Sonntagsbrief zum 1. Januar 2019
31. Dezember 2018 von Sigrid Grabmeier
Ein Segen sein
Gott! Sie schenke uns ihre Zuneigung und segne uns.
Sie lasse ihr Antlitz leuchten bei uns.
Damit man auf der Erde deinen Weg erkenne,
unter allen Völkern dein Befreien.
Es sollen dich loben die Völker, Gott.
Es sollen dich loben alle Völker zusammen.
Die Nationen sollen sich freuen und ihre Freude laut in die Luft werfen –
ja, du richtest die Völker in Geradlinigkeit.
Den Nationen auf der Erde zeigst du deinen Weg.
Es sollen dich loben die Völker, Gott.
Es sollen dich loben alle Völker zusammen.
Die Erde gab ihren Ertrag. Es segne uns Gott, unsere Gottheit.
Es segne uns Gott. Es sollen Gott fürchten alle Enden der Erde.
Psalm 67 Bibel in gerechter Sprache
Ein Segen sein
Der heutige Psalm zwischen der ersten und zweiten Lesung ( Num 6, 22-27; Gal 4, 4-7) ist kurz und beinhaltet diesen Segen. Das Evangelium greift noch einmal die Weihnachtsgeschichte auf. (Lk 2, 16-21)
Im vergangenen Jahr habe ich mich intensiv mit den Psalmen beschäftigt. Ich habe sie im klösterlichen Chorgebet mitgesungen, nachgelesen, immer wieder hervorgeholt, selbst gebetet. Nichts menschliches ist diesen Texten fremd. Freude, Trauer, Verzweiflung, Depression, Not, Sehnsucht, Hoffnung, Treue, Korruption, Mobbing, Gewalt, Wut, Zorn, Hass, Liebe, Begeisterung, Dankbarkeit, Geduld, Ungeduld, Gottesferne und Gottesnähe. Vor allem aber erzählen sie darüber, wie die Autoren diesen Gott erlebten und was sie als seinen Willen verstehen wollten.
Aus dem heutigen Text spricht Zärtlichkeit, Begeisterung, Freude und Dankbarkeit. Die Hoffnung auf Befreiung und Gerechtigkeit für alle Nationen, nicht nur das Volk Israel weist auf ein friedliches Zusammenleben aller Menschen auf Gottes weiter Erde hin. - Ein positiver Text zum Jahresbeginn.
Und doch, bei mir wirft dieser Lobpreis und Segen vor allem Fragen auf.
Licht von Gott in unseren Dunkelheiten, in unserem Chaos, in unseren Ängsten und in unserer Verzweiflung. In Zuneigung Weg weisend. Ist das so?
Erkenne ich den Weg? Was geschieht, wenn ich ihn nicht gehe?
Wer erkennt die Wege? Wer geht sie? Wer nicht? Mit welchen Konsequenzen?
Gottes Licht für Alle. Freude für Alle. Wirklich? Und wenn nicht, warum?
Der Psalm ist eine Herausforderung an uns. Wir selbst sollen ein Segen sein. Immer wieder sind wir aufgerufen, Gottes Weg zu erkennen und ihm zu folgen und so der Vision von einer Gott-vollen Welt näher zu kommen.
Gott! Sie schenke uns ihre Zuneigung und segne uns.
Sie lasse ihr Antlitz leuchten bei uns.
Damit man auf der Erde deinen Weg erkenne,
unter allen Völkern dein Befreien.
Ein gesegnetes neues Jahr wünscht Ihnen
Sigrid Grabmeier