Sonntagsbrief zum 1. Februar 2015

31. Januar 2015 von Anna Röder

„Lassen Sie sich von Gott überraschen. Gott hat keine Angst vor Neuem.“

Die Leute waren überwältigt von seiner Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie manche toragelehrte Frauen und Männer. In ihrer Synagoge stand eine Person mit einem unreinen Geist und schrie auf: »Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus aus Nazaret? Bist du gekommen, um uns zu vernichten? Ich weiß, wer du bist: Du bist von Gott geheiligt.« Jesus bedrohte ihn: »Schweig und gib diese Person frei.« Da riss der unreine Geist die kranke Person hin und her, kreischte mit lauter Stimme und gab sie frei. Alle waren schockiert, so dass sie miteinander diskutierten und sagten: »Was ist das? Eine neue Lehre, ganz vollmächtig. Sogar den unreinen Geistern gebietet er, und sie gehorchen ihm.« In Windeseile verbreitete sich durch Hörensagen überall diese Kunde von ihm, in ganz Galiläa.

Mk 1, 21 – 28
Bibel in gerechter Sprache

Ich muss ehrlich gestehen: die in der Bibel zu findenden Exorzismus- Handlungen Jesu bereiten mir Bauchschmerzen.  Die Bibel bezieht sich auf eine damals durchaus gängige Tradition; auch im katholischen Taufritus begegnet uns noch eine Form des Exorzismusgebetes für den Täufling. Aber geht es Jesus um die Austreibung unreiner Geister?

Er versetzt  sich allerdings ganz bewusst in die Tradition der Propheten, die die neue Heilszeit mit körperlichen Heilungen ankündigen: Blinde werden sehen, Lahme werden gehen, Aussätzige werden rein. Jesus wendet sich zuerst den Armen, Verlassenen und Ausgegrenzten zu. Allen, die darüber die Nase rümpften und ihn als Sünder beschimpften, sagt er: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ In einem aktuellen Brief an Papst Franziskus schreibt der französische Bischof Jaques Gaillot mit Blick auf die ausgegrenzten Wiederverheiratet-Geschiedenen, Paare und Familien, die vom kirchlichen Glaubensleben abgeschnitten sind:

„Sparen Sie nicht mit Bemühungen, Türen für die Familien unserer modernen Gesellschaft zu öffnen, Familien in Scheidung, ohne Kinder, Alleinerziehende, gleichgeschlechtliche. Es ist ein bemerkenswerter Wandel, anthropologisch und kulturell. Am Rande der Kirche gibt es ein Klima der Toleranz und Respekt, wo Ausgestoßene zu den ersten, die zum eucharistischen Tisch eingeladen sind, gehören. Dies ist eine wesentliche Änderung, die einige erschrecken kann. Sie sagen es ja selbst: „Es ist nicht Disziplin, die dominieren sollte, jedoch Barmherzigkeit. War das nicht das übliche Verhalten von Jesus, wenn er Menschen auf den Straßen Palästinas traf? „Lassen Sie sich von Gott überraschen. Gott hat keine Angst vor Neuem.“ Das sind Ihre Worte. Die Zukunft ist offen.“

Regina Grotefend-Müller, Wennigsen

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