Sonntagsbrief zu Pfingsten, 15. Mai 2016

14. Mai 2016 von Barbara Dominguez

Impetus

Rom, Vatikan, Petersdom, Die Taube des Hl. Geistes (Cathedra Petri, Bernini)Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

Apg 2, 1-11
Einheitsübersetzung

Impetus – dieser Begriff fällt mir immer zu Pfingsten und zum Heiligen Geist ein. Aus Kindertagen ist er mir hängen geblieben von einer Pfingstpredigt in einem Sürdtiroler Dorf, das unsere Eltern mit uns Kindern einmal zu Pfingsten besucht hatten. Impetus – unser Vater hatte es uns eindrücklich erklärt – der Heilige Geist steht für neuen Schwung! Die entsprechende Handbewegung ist mir auch noch in deutlicher Erinnerung. Neuer Schwung, Motivation, Impulse und Ideen …

„Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Strum daherfährt, und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt!”

So gewaltig, beeindruckend und stürmisch wie den Aposteln macht sich der Heilige Geist, glaube ich, nur ganz selten bemerkbar. Auch würden wir Menschen das kaum ertragen.

Es liegt an uns, im leichten Säuseln, im Windhauch, Gottes lebendigen Atem zu bemerken und zu erkennen. Geht es uns nicht manchmal so, dass uns bestimmte Gedanken und Impulse einfach nicht loslassen? Scheinbar ganz „gewöhnliche, alltägliche“ Ideen? Wie z.B.: Sollte ich nicht mit dieser Person Kontakt aufnehmen - ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört??? Oder: Ob bei N.N. etwas unsere Beziehung trübt? Habe ich etwas falsch gemacht? ... Oder: Melde ich mich bei N.N. vielleicht aus falscher Scheu nicht?

Was wäre, wenn ich den ersten Schritt machte? ...

Und wenn ich dann endlich (!) das Telefon in die Hand nehme … dann stellt sich so oft heraus, dass es genau dieser scheinbar kleine Schritt war – dieses Aufstehen aus Lähmung oder Trägheit oder Kleinmut – der mich weiter bringt, mich freut, mich durchatmen und aufleben lässt!

Je öfter sich mir durch solche und ähnliche kleine Schritte Schönes eröffnet, desto mutiger und sicherer werde ich, diesen Impulsen ernsthaft nachzugehen. Diese Ideen und Impulse, die mich nicht in Ruhe lassen – woher kommen sie? ... Nicht ausschließlich aus mir selbst, glaube ich.

Einfälle des Geistes
Wo immer ich innehalte und mein ungeduldiges Daherkommen unterbreche,
wo immer ich meinem Verlangen nach Haben- und Besitzenwollen Einhalt gebiete,
da öffnet sich eine Lücke für den Geist, für das „Einfallen“ des Geistes.
Jedesmal wird sich dann die Gelegenheit für etwas anders ergeben,
die Möglichkeit für Gott, sein Wort einzubringen, den Keim seines Wortes zu säen.
Ich werde dieses Wort empfangen, ohne zu wissen, was es ist, und was daraus werden wird,
so wie die Erde den Samen empfängt, mit den Furchen der Offenheit und der Verfügbarkeit.
Aber ich weiß wohl, dass auf diese Weise das neue Leben entsteht, und nur auf diese Weise …
Wo jemand offen ist für das innere Wort.
Das Leben wird keimen und wachsen, Tag und Nacht,
ob ich wache oder schlafe, wie die Saat.
Neues Leben wird gedeihen, wo ein Mensch das Wort des Geistes hereinfallen lässt.
Ich halte inne und warte und will der Stille nicht ausweichen, nicht selber die Lücken füllen.
Der Vater in mir vollzieht sein Werk. (Quelle unbekannt)

Ein gesegnetes Pfingstfest
Barbara Dominguez

Bildnachweis: Rom, Vatikan, Petersdom, Die Taube des Hl. Geistes (Cathedra Petri, Bernini)
Foto: © Dnalor_01 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 at, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32470774

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