Montag der vierten Adventwoche, 23. Dezember 2024

 

Fühlt und seht, wie gütig die EWIGE ist.
Glücklich der Mann, die Frau, die sich bei ihr bergen.
Fürchtet die EWIGE, die ihr durch sie heilig seid!
Ja, denen, die sie fürchten, mangelt es an nichts.

Psalm 34, 9-10 Bibel in gerechter Sprache

 

Heilige Solidarität

 

Matthäus erzählt keine Einzelheiten zur Geburt Jesu, nur dass sie in Bethlehem stattgefunden habe und dass die Magier „in das Haus“ gingen auf der Suche nachdem Neugeborenen. Wir leiten die Krippendarstellungen daher heute aus dem Lukasevangelium ab, wo es heißt: Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ Mehr erzählt Lukas nicht, obwohl er sonst gerne und gut erzählt. Weder von einer vergeblichen Herbergssuche noch vom traurigen Schicksal, zur Geburt in eine ganz und gar unpassende Umgebung verbannt worden zu sein, ist im Lukasevangelium die Rede. … Es geht hier nicht darum, „wie es eigentlich gewesen ist“ - das ist erstens nicht möglich und zweitens nicht notwendig. 

… Er erzählt sie [die Geschichte] natürlich vom Ende her, das für die Jesusgläubigen ein neuer Anfang geworden war, als sie das Leben und Sterben ihres Rabbis erzählten und davon, dass die Treue Gottes auch über dessen Tod noch weiter reichte, dass sie in ihm einen Zugang zu dieser Treue Gottes gefunden hatten über seinen Tod hinaus, denn der Tod konnte nicht das Ende dieser Treue sein. … Lukas erzählt eine Geschichte der Armut. Aber er erzählt keine Geschichte von Ausschluss, Ablehnung und Verachtung. Diese Geschichte von der Geburt im Stall erzählen wir heute, weil wir die Geschichte aus dem Lukasevangelium nicht mehr in ihrem ursprünglichen Kontext hören und sie darum anders verstehen, als sie geschrieben wurde.

Lukas, der die Geschichte der Geburt Jesu erzählt, kennt die kleinen Ein-Raum-Häuser der Levante, in denen die Familie – deutlich mehr Varianten als Vater-Mutter-Kind waren hier normal – zusammen mit ihrem Vieh lebte. Es gab verschiedene Typen dieser Häuser, auch in den Städten übrigens, mal mit einem erhöhten Bereich für die Menschen, mal mit einer trennenden halbhohen Wand zwischen den Bereichen von Menschen und Tieren. In diese halbhohe Wand war dann praktischerweise direkt die Futterkrippe eingelassen. Das war das Heim der Familien. Wer nun ein bisschen was sparen konnte, konnte es sich leisten, einen zweiten Raum an dieses Haus anzubauen, um ihn dann zu vermieten: einen Raum für zahlende Gäste. Dieser Raum ist die „Herberge“ im Lukasevangelium.

Wenn Lukas also erzählt, „sie legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“, dann hörten die ersten Adressat:innen der Geschichte: Der Raum für zahlende Gäste war schon belegt. Darum waren Maria und Josef ins Zuhause der Familie aufgenommen worden, die zusammengerückt war, um Platz zu machen für die neue Familie, und das Neugeborene wurde in die Krippe gelegt, damit es nicht zwischen die Hufe der Tiere geraten konnte. Jesus wurde in Lukas Geschichte nicht in Ausgrenzung hineingeboren, sondern in die Solidarität der Armen.

Aus: Es beginnt mit Solidarität: Ehrenrettung für den Wirt in: Annette Jantzen, Das Kind in der Krippe; Die Weihnachtsbotschaft – entstaubt, durchgelüftet, neuentdeckt 

Herder 2024, S. 99 ff

Mehr im Video der Katholischen Akademie Freiburg

 

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