Donnerstag der dritten Adventwoche, 19. Dezember 2024

 

Simon Petrus antwortete ihm: „Rabbi, zu wem sollen wir weggehen? Worte ewigen Lebens hast du, und wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.“

 

Joh 6,68-69Bibel in gerechter Sprache

 

Heiliges Vorbild

Wenn ich als Erwachsener die Vorbilder der Jugendlichen von heute betrachte, dann sind das natürlich andere Personen als die Vorbilder, die ich hatte, als ich jung war. Aber das, was Menschen jeweils zu Vorbildern macht, ist doch dasselbe geblieben.
Eines hat sich für mich Erwachsenen aber in jedem Fall verändert: Ich muss mich fragen, ob ich selber für andere ein Vorbild bin und ein Vorbild sein will – als Vater,, in meinem Beruf, im Verein, in der Nachbarschaft, nicht zuletzt als Christ.
Will ich als Erwachsener selber Vorbild sein, und traue ich mir das zu? Oder denke ich: „Ach nein, das doch lieber nicht. Das ist zu viel Verantwortung! So vorbildlich bin ich doch gar nicht! Und ich bin auch nicht immer glaubwürdig in dem, was ich sage und tue. Und überhaupt: Ich bin doch nichts Besonderes.“
Aber etwas Besonderes muss man ja gar nicht unbedingt sein, um als Vorbild zu taugen – auch nicht als Christ. Die Bibel rechnet damit, dass grundsätzlich alle Christen für andere Vorbilder sein können. Wobei Vorbild-Sein nichts mit Makellosigkeit oder Fehlerlosigkeit zu tun hat. Dass auch Christen – wie alle Menschen – nicht ohne Fehler und nicht ohne Schuld und Versagen sind, das weiß die Bibel genau. Und sie geht damit sehr viel nüchterner und realistischer um, als ich mich das oft traue.…

Vorbild sein bedeutet vor allem, einen eigenen Standpunkt haben und den vertreten. Und das bedeutet immer auch: andere – gerade auch Jugendliche – zur Auseinandersetzung anregen. Denn eine eigene Position, einen eigenen Standpunkt können sie nur dann gewinnen, wenn sie sich mit anderen Standpunkten auseinandersetzen; wenn sie eine fremde Meinung übernehmen, sie sozusagen zur Probe anziehen wie ein Kleidungsstück und sie dann auch wieder ablegen, falls sie nicht passt.

Genau dazu laden Vorbilder ein mit ihrer Meinung, ihrem Standpunkt, ihrer Position. Wenn Christen Vorbilder sein wollen, dann sollen sie dabei ruhig ihren Glauben, so wie sie ihn verstehen, vertreten. Nicht weniger – denn das erwarten gerade Jugendliche, dass Erwachsene da eine Meinung haben. Aber auch nicht mehr – denn was ich selber nicht bejahen kann, das kann ich auch nicht vertreten; denn andere merken ganz schnell, wenn etwas nur aufgesetzt ist.

Michael Tönges-Braungart, Evangelischer Pfarrer, Bad HomburgWarum wir Vorbilder brauchen 14.4.2018

Kirche im hr

 

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