Samstag der ersten Adventwoche, 7.Dezember 2024
„Ihr Scheinheiligen, warum wollt ihr mich auf die Probe stellen? Zeigt mir die Münze für die Kopfsteuer.“ Sie brachten einen Denar zu ihm. Jesus sagt darauf: „Wessen Bild zeigt sie, und wovon spricht die Aufschrift?“ Sie antworteten: „Vom Kaiser.“ Da sagte er zu ihnen: „Gebt also dem Kaiser, was ihm gehört, und Gott, was Gott gehört.“ Als sie das hörten, staunten sie, verließen ihn und gingen davon.
Mt 22, 18-22 Bibel in gerechter Sprache
Schein-heilig
Die Kritik mancher bischöflicher Gegner des ‚Synodalen Weges’ wirkt scheinheilig. Denn auch auf ihrer Seite wird, allerdings unter dem tarnenden Mantel des Spirituellen, durchaus auch in versierter Weise Kirchenpolitik betrieben: Kirchenpolitik des Status quo – inklusive römischer Winkelzüge. Von kurialer Seite ein Schreiben zu veröffentlichen, das sich auf einen längst modifizierten Statutenentwurf bezieht und den ‚Synodalen Weg’ (Kardinal Marx: „ein Prozess sui generis“) entgegen der erklärten Intention der Bischofskonferenz als eine formelles Partikularkonzil behandelt, ist blanker kirchenpolitischer Machiavellismus: Aliquid haeret, irgendetwas bleibt immer hängen.
Wenn einige deutsche (Erz-)Bischöfe den Brief an das Volk Gottes in Deutschland von Papst Franziskus zitieren, um mit Blick auf den ‚Synodalen Weg’ lautstark einen „Primat der Evangelisierung“ einzufordern, dann erweist sich dieses Zitat als ein ‚Trojanisches Pferd’ in den Festungsmauern der eigenen Position. Wer ‚Evangelisierung’ sagt, muss nämlich auch ‚Selbstevangelisierung’ sagen.
Christian Bauer
Universität Innsbruck Leseraum 6. Februar 2020
https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/1288.html
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